Dominik Gemperli
über den aktuellen Stand des Gmünderhauses in Goldach
Karin Fischer organisiert auch die zweite Art in Rorschach.Zwischen dem 7. und 9. November belebt Kunst das triste Bild der Hauptstrasse in Rorschach.
Rorschach Wo sonst Schaufenster leer stehen, leuchtet zwischen dem 7. und 9. November Kunst durch die Scheiben. Die Hauptstrasse verwandelt sich für einige Tage in eine offene Galerie. Hinter der Art in Rorschach steht Karin Fischer. Sie ist Modedesignerin und seit zwei Jahren auch Rorschacher Kulturorganisatorin.
Die Idee kam aus dem Alltag. «Da war keine Inspiration, sondern reine Platznot in meinem Malatelier», sagt sie. Ursprünglich suchte sie nur einen Raum für ihre eigenen Bilder. Dann wuchs der Gedanke weiter. «Ich habe mir überlegt, wie möglichst viele davon profitieren könnten, inklusive Gewerbe wie unsere Boutique 'Studio Zwei'.» Denn ein Besucher wolle auf vielen Ebenen angesprochen werden.
So wurde aus einer privaten Idee ein öffentliches Projekt. Fischer suchte leerstehende Lokale an der Hauptstrasse und stiess auf offene Türen. «Die Liegenschaftsverwaltungen waren offen für Neues. Zweifel kamen eher von den Besitzern.» Doch die Stadt Rorschach unterstützte sie mit einem Empfehlungsschreiben, dass manche Türe öffnete.
Auch die Auswahl der Kunstschaffenden folgte einem klaren Instinkt. «Ganz egoistisch», sagt Fischer und erklärt: «Ich stellte mir vor, was mir selbst gefallen würde im grauen November.» Über soziale Medien fand sie Künstlerinnen und Künstler, deren Arbeiten die Vielfalt von Malerei, Fotografie und Objektkunst zeigen.
Fischers Gefühl für die Künstlerauswahl gab ihr bereits nach der ersten Art in Rorschach recht: Das Publikum reagierte mit Begeisterung. Besucherinnen und Besucher blieben lange, schauten genau hin, suchten das Gespräch. «Dass so viele vorbeikamen und sich bedankten, hat mich sehr berührt», sagt Fischer. Viele fragten gleich, ob sie die Ausstellung im nächsten Jahr wieder organisiert.
Auch das lokale Gewerbe, dass die positive Auswirkung ebenfalls spürte. «Oft hörte ich, dass die Hauptstrasse so belebt war wie früher, leider halt nur für drei Tage.» Ziel bleibe, leerstehende Räume wiederzubeleben und neue Nutzungen zu finden. Fischer spricht von Zusammenarbeit als Zauberwort.
Für sie ist Kunst mehr als Dekoration. «Baden, eintauchen in Farbenwelten und Formen, die einem einfach guttun», beschreibt sie ihr Verhältnis zur Malerei. Zwischen Mode, Design und Kunst sieht sie enge Verbindungen. «Dies beschreibt für mich einen attraktiven Lebensraum und ist ein wertvoller Teil unseres Lebens.» Die zweite Ausgabe von Art in Rorschach ist bereits geplant. Acht neue Kunstschaffende werden ihre Werke zeigen, darunter auch Skulpturen und Objekte. «Ich freue mich besonders, dass wir diesmal auch am Sonntag öffnen», sagt Fischer. «Am besten vorbeikommen und mir dann berichten, ob ich zu viel versprochen habe.»
Wachsen soll das Projekt nicht. «Klein und fein ist meine Devise.» Sie wolle gelassen bleiben und schauen, dass die Art 2025 ein Erfolg wird.
Am Ende ist Art in Rorschach für Fischer mehr, als eine Ausstellung. Sie ist für die Organisatorin einMoment, in dem Stadt, Kunst und Menschen zusammenfinden. «Die Kunst ist vielleicht das Mittel in der heutigen Zeit, die Leute vom heimischen Sofa weg zu locken», sagt Fischer. Für ein paar Tage gelingt das in Rorschach scheinbar – mit Farbe, Neugier und einem offenen Blick.
Von Marino Walser
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