Die Chefin
Ayfer Sivridag von S-Ay Feinkost in Rorschach
ie endgültige Schliessung der Herz Jesu Kirche bewegte am Freitagabend, 26. April,
viele Rorschacherinnen und Rorschacher. (Bildquelle: Alfred Zahner, Heimwehrorschacher aus Gossau)
Rorschach Als sich am Freitagabend schon nach halb sieben Uhr zahlreiche Menschen Richtung Jugendkirche bewegten, wusste man, dass ein ganz besonderer Anlass stattfindet. Die endgültige Schliessung der Herz Jesu Kirche bewegte offensichtlich viele meist ältere Rorschacherinnen und Rorschacher.
Schon vor dem sehr gut besuchten Gottesdienst gab es unterhaltsame Gespräche. Man erinnerte sich, wie man am Sonntag um 13 Uhr in der obligatorischen Christenlehre «täfelen» musste. Der vorderste Schüler einer Bank musste auf einer Tafel mit den Namen der Kinder den Schuhbändel durch ein Loch ziehen, um damit die Anwesenheit zu zeigen. So hatte der Kaplan einigermassen zuverlässig die Übersicht, wer die Christenlehre schwänzte. Ehemalige Jungwächtler standen am Südeingang der Kirche. Dort hatte es vor 50 Jahren einen Anschlagkasten, in welchem die Gruppenstunden angekündigt wurden. Viele erinnerten sich an den festlichen Einzug der Erstkommunikanten vom Mariabergschulhaus über die Pestalozzistrasse bis zum Westeingang, vorne die Stadtmusik und dahinter die strahlenden Kinder am Weissen Sonntag. Zweimal pro Woche war vor der Schule der Besuch der Schülermesse Pflicht. Die Knaben waren, trotz Aufsicht durch Lehrer, nicht immer sehr andächtig. Einige erinnerten sich an ihre Hochzeit in der Jugendkirche.
In der Messfeier wandte sich der italienische Seelsorger in seiner Sprache an die Anwesenden. Er dankte, dass die Jugendkirche kirchliche Heimat für die vielen italienischen Einwanderer sein durfte. Pfarrer Eigenmann drückte seine Dankbarkeit an die frühere Generation aus, welche diese Kirche bau-te, damit der Platz für die damals noch vielen Kirchgänger reichen konnte. Anstelle eines Opfers brachten die Gottesdienstbesucher eine brennende Kerze zum Altar. Sie verbanden damit ihre per-sönliche Erinnerung an die Jugendkirche. Am Schluss des Gottesdienstes wurde der Kelch nicht mehr
in den Tabernakel zurückgestellt. Pfarrer Eigenmann trug ihn in Begleitung zahlreicher Gläubiger zur Kolumbanskirche. Es bleibt jetzt die Hoffnung, dass die Jugendkirche bald einem anderen sinnvollen Nutzen zugeführt werden kann. Einfach schliessen und leerstehenden lassen ist sicher keine Lösung.
Von Alfred Zahner, Heimwehrorschacher aus Gossau.
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