Der Chef und die Chefin
Nadja und Pascal Montagner von Underwater University
Heute arbeiten Sie als Hausgeburtshebamme. Was denken Sie, wäre aus Ihnen geworden, hätten Sie einen anderen Weg eingeschlagen?
Ich wusste bereits als mein kleiner Bruder auf die Welt kam (da war ich 10 Jahre alt), dass ich Hebamme werden möchte. Mit zwölf Jahren zeigte mir die Berufsberatung in der Oberstufe die möglichen Wege auf. Für mich gab es nie einen Plan B.
Nennen Sie einige Gründe, wie Sie an die jetzige Stelle gekommen sind und weshalb Ihnen diese Freude bereitet.
Bereits vor Beginn der Ausbildung haben mich Hausgeburten fasziniert. Eine Geburt als primitiver Vorgang der Natur an einem geborgenen Ort in Begleitung von vertrauten Familienmitgliedern und Fachpersonen fühlte sich richtig an. In unserer Gesellschaft ist die Hausgeburt grösstenteils mit «Angst» behaftet. Viele Frauen trauen sich eine Geburt ohne Schmerzmittel gar nicht mehr zu, dazu trägt vor allem die fehlende Hebammenbegleitung und Aufklärung in der Schwangerschaft bei. Das Wissen über die Hebammenkompetenzen, Erfahrungen und Fertigkeiten um eine Frau körperlich als auch mental vollumfänglich auf die bevorstehende unbekannte Geburt vorzubereiten, ist längst in Vergessenheit geraten. Ich erlebe oft das viele gar nicht wissen, dass wir Hausgeburtshebammen dieselben Materialien, Medikamente und Geräte mit uns nehmen wie ein Geburtshaus. Ob nun die Hausgeburt oder die Spitalgeburt ein besseres Outcome für Mutter und Kind darstellt, wird in den verschiedenen Gesellschaften für Gynäkologie heiss diskutiert. Meine Erfahrungen zeigen, dass eine geplante Hausgeburt mit weniger Komplikationen rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett verbunden ist. Eine eins zu eins Hebammenbegleitung während dieser sensiblen und vulnerablen Phase einer Frau ist essentiell für einen informativ vorbereiteten, reibungslosen Übergang zur Elternschaft.
Beschreiben Sie sich selbst in maximal drei Sätzen als Chefin.
Ich biete meinen Frauen und ihren Familien eine kompetente individuelle Betreuung, um ihre Wünsche und Vorstellungen möglichst zu erfüllen. Mit meiner authentischen und empathischen Art kreiere ich eine geborgene Atmosphäre, in welcher die Familie entspannen und im Vertrauen Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett erleben und geniessen kann.
Welche Eigenschaften Ihrer Angestellten bezeichnen Sie als besonders wertvoll?
Zurzeit kann ich aufgrund der eigenen Familie nur eine bis maximal zwei Hausgeburten im Monat begleiten, deshalb ist eine Angestellte nicht von Nöten. Ich arbeite jedoch eng mit einer Hebammenkollegin Melanie Fellmann zusammen. Gemeinsam betreuen wir die Frauen unter der Geburt.
Herrscht bei Ihnen im Betrieb eine Duzis-Kultur?
Auf jeden Fall. Nur wer sich auf Augenhöhe begegnen kann, schafft Raum für gegenseitiges Vertrauen und eine offene Kommunikation.
Was hebt Ihr Unternehmen von der Konkurrenz ab?
Ich bin der Alternativmedizin, Massagen, Robozo, Taping, meditative Begleitung in verschiedenen Bereichen sehr zugetan, eine Ausbildung zur Hello Nappy «Windelfrei» Beraterin und Holistic Doula/Birthkeeper runden mein Angebot ab. Wer sich eine solche Begleitung wünscht, ist bei mir bestens aufgehoben.
Empfinden Sie die momentane Wirtschaftslage als negativ für Ihr Unternehmen?
Nein, immer häufiger zweifeln Frauen und Familien unser Gesundheitssystem an und wünschen sich eine informierte, individuelle, selbstbestimmte Begleitung.
Welche Vision haben Sie für Ihr Unternehmen?
Oh ich habe viele Visionen. Ein Podcast zur Aufklärung jeglicher Themen mit geeigneten Fachpersonen. Ein Geburtshaus mit Beleghebammensystem. Aufklärung über das Abhalten ab Geburt, «ein biologischer Ausscheidungsreflex eines jeden Neugeborenen» (siehe für weitere Informationen darüber bereits veröffentliche Posts auf meiner Instagramseite). Im Moment aber konzentriere ich mich auf die Hausgeburten und natürlich meine Familie.
Was war die grösste Herausforderung, welche Sie im Rahmen Ihrer jetzigen Tätigkeit meistern mussten?
Vor allem Frauen, welche sich eine Hausgeburt wünschen, werden oft durch gynäkologische Befunde oder Risikofaktoren nach Schema verunsichert. Die Frau in diesem Moment aufzufangen sie wieder zurück in ihre Intuition zu bringen und in ihrer Individualität zu bestärken braucht viel Raum, Zeit, Aufklärung und Einfühlvermögen.
Welches war bisher das schönste Erlebnis während Ihrer jetzigen Tätigkeit?
Die Tatsache, dass jede Frau, welche ich bei der Hausgeburt begleiten durfte, die Geburt als ein schönes bestärkendes Erlebnis empfunden hat und sich bei einem nächsten Kind genau solch eine Begleitung wieder wünschen würde.
Was bringt Ihnen wirkliche Erholung?
Meerluft.
Mit wem würden Sie gerne im Lift steckenbleiben und warum?
Mit all meinen Büchern.
Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Nach wie vor als Hausgeburtshebamme mit mehr Erfahrung Wissen und Fertigkeiten.
Ambulante Hebammenbegleitung während Schwangerschaft, Hausgeburt und Wochenbett.
Torfneststrasse 2, 9413 Oberegg
Telefon: 078 921 00 70
Instagram: @urquellhebamme
urquell-hebamme@hotmail.com
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