"Claudchen Philosophiert"

In dieser Ausgabe finden Sie neben diesem Kommentar den vierten und letzten Teil unserer wunderbar von Tobias Baumann, Redaktionsleiter St.Galler Nachrichten, verfassten Sommerserie «Arbeitsbesuche im Walter Zoo». Da bekommt man doch gleich Lust auf einen Zoobesuch. Wer mit offenen Augen durch die Gegend läuft, der muss, um Tiere zu sehen, aber nicht zwingend in den Zoo. Es «kreucht und fleucht» überall, nur ist die Schnecke, die immer dort ist, wo der nächste Fusstritt hingehen soll, nicht so spektakulär wie Löwin Lin vom Walter Zoo, dafür die surrende Mücke mindestens so blutrünstig wie eines der Stumpfkrokodile, über die in der letzten Ausgabe berichtet wurde. Nicht nur die Sommerserie ist zu Ende, auch der Sommer neigt sich langsam dem Ende zu. Einerseits empfindet man Mitleid sogar für die Schnecke, welche man «zertrampt» hat, andererseits wird ob der Kriegsbilder, welche tagtäglich über die Fernsehbildschirme flimmern, nicht einmal mehr mit der Wimper gezuckt. Nach meinem Besuch im neu eröffneten Museum Henry Dunant in Heiden kaufte ich mir «Eine Erinnerung an Solferino». In diesem Buch schildert Henry Dunant eindrücklich die Situation nach der blutigen Schlacht von Solferino (1859). An Strassenrändern, auf Plätzen und in Kirchen lagen dicht an dicht verwundete Soldaten. Henry Dunant half den Einheimischen, sich um Verwundete und Sterbende zu kümmern – unabhängig derer Nationalität. Dabei keimte in ihm die Idee, eine zivile Hilfsorganisation zu gründen, um die verwundeten im Krieg zu pflegen. Die Blüte dieser Idee ist das Rote Kreuz mit seinen sieben Grundsätzen: Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität. «Claudchenfrage»: Wenn man den Krieg aus der Welt entfernte, wie sähe sie aus und hätten Sie mit der Mücke Mitleid, selbst wenn sie Sie gestochen hat?

Bodensee Nachrichten Ausgabe Nr.34 (2024)

Von Claudia Eugster.