«Die spinnen, die Römer!»

Am Dienstagmorgen hörte ich im Radio SRF1 von der Aktionswoche für Kinder von Eltern mit Suchtproblemen, welche noch bis am 17. März stattfindet (weitere Informationen in dieser Ausgabe auf S.2). Es freut mich, dass in der Schweiz noch etwas zur Suchtprävention getan wird, war ich doch arg befremdet, als ich in der letzten Woche bei den Newsmeldungen im Bus las, dass in Deutschland der Besitz und Anbau von Cannabis zum 1. April für Volljährige mit Vorgaben legal werden soll. Der Bundestag hat dieser kontrollierten Freigabe von Cannabis, welches ein zentrales Vorhaben der Ampel-Koalition sei (Quelle: NDR), in Deutschland bereits zugestimmt.
– Die spinnen doch, die Römer.
Es amüsiert mich aber gleichsam, wenn ich dann in dieser Meldung lese, dass die Pläne der Regierung nicht mit dem Völkerrecht vereinbar seien. Wieso? Die Grüne Aussenministerin brüstet sich ja stets damit, Völkerrecht studiert zu haben. Womöglich war an der Kritik an ihrem Lebenslauf also doch etwas dran. Oder sie wurde überstimmt. Aber die Grünen waren ja vor der Wahl da auch die, die keine Waffen in Kriegsgebiete schicken wollten. Wie ist die Situation in Gallien; äh, in der Schweiz?
Im 2021 wurde von den zuständigen Kommissionen im National- und Ständerat die Frage, ob Cannabis in der Schweiz legalisiert und der Markt reguliert werden soll mit Ja beantwortet. Als diese Frage in der Arena vom 22. Oktober 2021 an die Parteispitzen gestellt wurde (siehe ab 1:15:54h), waren fast alle dafür. Für die Legalisierung einer Einstiegsdroge – na bravo. Ich hoffe, die Parlamentarier haben inzwischen an einer Schulung von «Sucht Schweiz» teilgenommen, denn: In Anbetracht der bereits schätzungsweise 100'000 Kinder, die in einem Elternhaus aufwachsen, das von bewusstseinsverändernden Substanzen schwer belastet ist, wollen wir da wirklich die Droge Cannabis für Volljährige legalisieren?

Bodensee Nachrichten Ausgabe Nr.11 (2024)

Von Claudia Eugster.