Professionelle Spassbremse im Einsatz

So ein «Wartehüsli» am Bahnhof wäre ja ganz toll, wenn es geheizt wäre. Aber immerhin gibt es sie noch, bei vielen Bushaltestellen gibt es nicht einmal mehr ein «Bänkli». Da stand ich da also letztens auf dem Perron und wartete meinen Anschlusszug ab. Es war «schweinekalt» und es verblieben zehn Minuten Wartezeit, das Wartehüsli also verlockend, obwohl einem da stets ein etwas modriger Geruch entgegenschlägt. Aber diesmal sollte der modrige Geruch kein Hindernis sein, denn zwei Jugendliche sorgten mit ihrem Gequalme im Wartehüsli dafür, dass es stattdessen nach Zigarettenrauch roch. Ich nahm die Übeltäter ins Visier. Werde jetzt statt «Büromädchen für Alles» doch lieber professionelle «Auf-Schilder-aufmerksam-Macherin», für Leute ohne Augen im Kopf. Hier würde einem die Arbeit auch nicht ausgehen. Allerdings gilt es bei diesem neuen Beruf mit Vorsicht vorzugehen und behutsam abzuwägen. Ich beobachtete die Teenager, um abzuschätzen, wie die Reaktion ausfallen würde, wenn sie darauf hingewiesen werden würden, dass im Wartehüsli Rauchverbot herrscht und dass das Schild doch unmissverständlich sei. Heutzutage muss ja unter die Zigarette extra noch eine E-Zigarette abgebildet werden, weil es sonst Spezialisten gibt, die «rumvapen». Immer diese alles verkomplizierenden Ausdifferenzierungen. Nicht einmal Runterziehen taten sie, blosses Gepaffe – «Noobs». Gewisse Indikatoren liessen darauf schliessen, dass bei einem freundlichen Hinweis keine aggressive Reaktion zu erwarten sein würde. Trotzdem musste ich all meine Zivilcourage zusammen nehmen, um dann schwungvoll die Tür zum Wartehüsli aufzustossen. Meine Damen und Herren, bin nun scheint's in dem Lebensstadium, wo ich genügend Autorität verstrahle, dass etwas sagen gar nicht mehr nötig gewesen wäre. Die beiden Jungs wollten schon flüchten, ohne sich die Moralpredigt anzuhören. Schade, «Professional Fun Killer» wäre doch auch eine Berufung.

Bodensee Nachrichten Ausgabe Nr.04 (2025)

Von Claudia Eugster alias «Fräulein Eugster».