Der Chef
Marc Pahud von der Panettonerei Schweiz GmbH in Tübach
Thomas Mann musste ins Exil, Ovid wurde verbannt. Ganz so weit verschlug es Dichter Paul Gisi nicht, aber nach seinem tatsächlichen Europa- und fiktionalen Weltenbummel machte der gebürtige Basler schliesslich Rorschach zu seiner Heimat. Hier fand er neue Inspiration für seine Gedichte. Vor einigen Wochen erschien sein neuer Gedichtband «Irr traumwirr das Leben».
Porträt Der Lebensmittelpunkt des Dichters Paul Gisi ist bereits seit vielen Jahren Rorschach. Geboren wurde er aber ursprünglich in Basel und das im Jahre 1949. Der «Zackenbarsch», wie der Dichter auch genannt wird, hat viel gesucht und versucht. Eine wirkliche Konstanz in seinem Leben gibt es nicht, ausser, dass er sich vielschichtig selbst treu geblieben ist, und dies ist in seinen Gedichten zu lesen. Sein Stil blieb über die Jahre hinweg gleich und das macht seine Lyrik umso mehr anders. In Sachen Quantität hat er nun mit seinem neuesten Gedichtband «Irr traumwirr das Leben» bereits sein, wie er es nennt, 141-tes Opus veröffentlicht. Prosa schreiben tut Paul Gisi wenig, dafür erzählt er Sinn-Bild-Geschichten in seinen Gedichten.
Der Lyriker Paul Gisi ist hierzulande kein Unbekannter: Im Jahr 2001 erhielt er den Förderpreis der Ausserrhodischen Kulturstiftung für lyrisches Schaffen, im Jahr 2006 dann den Anerkennungspreis Literatur der Ausserrhodischen Kulturstiftung. Zu dichten begann der heute 75-Jährige aber schon vor viel längerer Zeit, als 18-Jähriger – es ist eben die erwähnte Konstante in seinem Leben; und auch gemalt hat er: So
bereiste er nach seiner Ausbildung zum Primarlehrer als Maler die Provence. Aber seine Suche und seine Versuche brachten ihn auch dazu, ein Trappistenpostulat der Zisterzienser Mönche im Elsass zu absolvieren, dann als Lehrer in verschiedenen Orten in der Schweiz tätig zu sein, oder auch eine Zeit lang Schallplatten in Zürich zu verkaufen. Bis es den Dichter schliesslich 1978 in die Ostschweiz verschlug, wo er nebst der Tätigkeit als Lyriker jahrelang Korrektor namhafter Zeitungen war.
Inzwischen ist Paul Gisi in Rorschach wohnhaft. Der Exilbasler über die Stadt am Bodensee: «Mir ist Rorschach lieb und wichtig wie der Atlantische Ozean, Reggio di Calabria, Valencia, Lettland, Mumbai, die australische Gibsonwüste, Santa Cruz, die Komoreninseln, eine Vase für Pflaumenblüten aus der Mei-Ping-Zeit, der Bamberger Dom, Antonio Vivaldi und die Ontologie.»
Obwohl Paul Gisis Name in Rorschach und Umgebung und auch in der Schweiz bekannt ist – mehrere Maler aus verschiedenen Regionen der Schweiz illustrierten seine Lyrikbände und er hielt viele Lesungen, so werden seine Veröffentlichungen inzwischen doch eher mit dem Pseudonym «Zackenbarsch» verbunden. Unter diesem Namen findet sich auch Paul Gisis Website und darauf ein Überblick über sein inzwischen 141 Bände umfassendes Lebenswerk. Und das alles, obwohl er nicht einmal das Zehnfingersystem beherrscht: «Ich bin der letzte Schriftsteller der Menschheit, der noch mit zwei Fingern schreibt.» Womöglich ist das auch der Grund, warum es ihm nicht liegt Prosa zu schreiben und seine Gedichte oft nicht länger als fünf Zeilen sind, wovon eine jeweils aus etwa drei Worten besteht.
Woher denn der Name «Zackenbarsch» käme? Die Barsche hätten, wie schon der Name besage, «Zacken», antwortet Paul Gisi und fährt fort: «Ähnlich ist es mit meinen Gedichten. Auch dort finden sich hin und wieder spitze Stacheln.» Diesem Wortbild, welches Paul Gisi beschreibt, entsprechen dann auch die Bilder aus Worten, die seine Gedichte bilden. Genau darum sind sie kurz und bestehen vielfach nur aus einzelnen wenigen Worten – kurze, spitze Stacheln aus dem Leben eines «Zackenbarschs» eben.
Gedichte sind für Paul Gisi Bilder des Individuums, von Welt und Wirklichkeiten. «Allerdings irgendwie neu gesehen, überraschend aus 'Traumtiefen' kommend», so der Zackenbarsch geheimnisvoll. Dafür steht dann wohl auch der Titel seines neuesten Werkes: «Irr traumwirr das Leben». Es ist eine Sammlung von Liebesgedichten, über die Paul Gisi aber selbst sagt: «Man muss die Gedichte – um Himmels willen – nicht diskursiv, logisch verstehen.» Und er fügt philosophisch hinzu: «Zusammenhänge sind meist dort zu entdecken, wo es keine gibt.» So heisst es denn auch auf der Rückseite, des 55 Seiten umfassenden Gedichtbandes: «Liebesgedichte, die einen eintauchen lassen in den Rausch, die Liebe, die Ekstase, wie sie sonst nur in Traumwelten erlebt werden kann.»
All dies macht Paul Gisis Lyrik einzigartig. Die Worte seiner Gedichte schwingen im Leser weiter, wie eine Symphonie. Der Dichter erzählte im Gespräch von einem Menschen, der noch nie ein Gedicht gelesen hatte. Nachdem Paul Gisi ihm eines seiner Gedichte vorgelesen hatte, hätte dieser aufgehorcht und gesagt: «Du, deine Worte schwingen in mir weiter, führten mich irgendwohin, ich weiss nicht wohin, vielleicht dorthin, wo ich auch schon selbst war und es einfach nicht wusste.» Dies sei für ihn, so der Lyriker selbst, «absolut schön, bereichernd und entlöhne ihn für sein jahrelanges 'Schreibschuften'», wie Paul Gisi beschreibt.
Ähnlich geht es einem denn auch bei der Lektüre von Paul Gisis neuestem Werk «Irr traumwirr das Leben. Liebesgedichte», sein Opus 141. Es kann, wie alle weiteren neueren Erscheinungen im BoD Books-on-Demand Bookshop, in jeder Buchhandlung oder im Internet bestellt werden, denn wie bereits andere in den Bodensee Nachrichten vorgestellte Autoren veröffentlicht Paul Gisi nun über «Selfpublishing». Früher veröffentlichte er über seinen eigenen Klein-Verlag «Edition Lucrezia Borgia».
Von Claudia Eugster.
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