Marcel Baumgartner
hat per 1. Februar 2025 die Leitung des Swiss Regiomedia AG Standorts in St.Gallen…
Chronist Rolf Niederer studiert täglich regionale Zeitungen und Gemeindeblätter, die wichtige Grundlagen für sein spannendes Hobby sind. (Bildquelle: Peter Eggenberger)
Der Lutzenberger Rolf Niederer war von 1959 an der offizielle Gemeindechronist und hielt bis 2018 wichtige Fakten für die Nachwelt fest. Nach wie vor geht er der Chronistentätigkeit nach und weiss immer noch bestens darüber Bescheid, was im Vorderland lief und läuft.
Statt Briefmarken, Kaffeerahmdeckeli oder Ansichtskarten sammelt der Lutzenberger Rolf Niederer Fakten rund um wichtige Ereignisse. Als wertvolle Informationsquellen bewähren sich Tageszeitungen und Gemeindeblätter.
«Eine unvergessliche Episode?» Rolf Niederer lacht, überlegt nicht lange und erzählt: «Als 1964 die junge Herisauerin Gertrud Berweger (1944- 2008) ihre Stelle als Lehrerin in Lutzenberg antrat, wurde sie von Berufskollege Josias Caviezel mit Jahrgang 1903 eingehend gemustert. Dann kommentierte er kritisch: ‘Aber Fräulein Berweger, doch nicht mit Hosen, das geht bei uns nicht!’ Eine behoste Lehrerin wurde vom altgedienten Pädagogen kurz und bündig als unschicklich empfunden. Gertrud liess sich aber nicht abschrecken und hielt unserer Gemeinde als geschätzte Lehrkraft bis zur Pensionierung im Jahr 2007 die Treue.»
In Lutzenberg 1941 geboren, absolvierte Rolf Niederer in Wolfhalden eine Verwaltungslehre. Später wechselte er in die Privatwirtschaft und betreute in einem Rorschacher Bauunternehmen bis zur Pensionierung die gesamte Administration. Er blieb zeitlebens in Lutzenberg wohnhaft, wo er von 1975 bis 1995 Mitglied des Gemeinderats und zeitweise Vizehauptmann und Schulpräsident war. Bereits 1959 wurde ihm der Posten als Gemeindechronist anvertraut, und bis 2018 hielt er in offizieller Mission wichtige Fakten für die Nachwelt fest.
Nach dem Tod seiner Frau Anni, die ihm drei Töchter geschenkt hatte, wechselte er Im Frühling 2022 ins Altersheim Hächleren in Thal. «Hier konnte ich eine geräumige Wohnung beziehen, nachdem schon damals die Aufgabe des Lutzenberger Heims Brenden feststand. Die Chronik führe ich heute als spannendes Hobby weiter, wobei ich immer auch Ereignisse in der gesamten Region Vorderland festhalte. Das ist übrigens naheliegend, bildeten doch Lutzenberg, Wolfhalden und Heiden bis 1666 die Grossgemeinde Kurzenberg, um sich dann vom bedeutenden Kirchenort Thal zu trennen.»
Als wohl tragischstes Lutzenberger Ereignis in jüngerer Zeit erinnert der Chronist an den frühen Morgen des 1. Septembers 2002: «Ein Hangrutsch im Weiler Hellbüchel zog um 03.30 Uhr ein Einfamilienhaus in Mitleidenschaft. In den Trümmern konnten die drei Bewohner nur noch tot geborgen werden.»
Rolf Niederer war 26 Jahre lang im Lutzenberger Musikverein als Trompeter und S-Hornbläser aktiv. Heute nimmt er regelmässig am Seniorenessen und am Monatsstamm teil, die beide im Restaurant Hohe Lust stattfinden. «Nach wie vor fühle ich mich mit Lutzenberg und dem übrigen Vorderland eng verbunden. Hier sind meine Wurzeln, und mit meinem heutigen Wohnort Thal mit einmaliger Sicht auf den ganzen Kurzenberg habe ich eine gute Wahl getroffen», freut sich Rolf Niederer, der seine Chronistentätigkeit auch in Zukunft weiterführt.
Von Peter Eggenberger.
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