Die Chefs
Fabio Rohrer und Roger Küng von BikeNinja in Rorschach
Einzigartig sind die Figurenmaschinen von Peter Maurer in Grub AR. Die fantasievollen Gebilde spiegeln unter anderem Auswüchse der heutigen wohlstandverwöhnten Gesellschaft und stellen spielerisch Missstände an den Pranger.
Kunsthandwerk Peter Maurer verfasst keine Texte und zeichnet keine Karikaturen. Oft berechtigte Kritik am gesellschaftlichen Geschehen übt er mit kreativen Maschinen. Mit einer Handkurbel werden originell gestalteten Figuren in Bewegung gesetzt, begleitet von passenden Geräuschen oder auch Melodien. Seine Werkstatt erinnert an einen von Waren überquellenden Tante-Emma-Laden aus früheren Tagen. Statt Lebensmittel aber warten auf den Regalen dicht an dicht über 160 Figurenmaschinen auf ihren Einsatz.
Erinnerungen an Jean Tinguely
Der 75-jährige Peter Maurer war als Heilpädagoge in St.Gallen tätig, wo er vor allem mit verhaltensauffälligen Kindern arbeitete. Besonders am Herzen lag ihm der Werkunterricht, wo er Schülerinnen und Schülern immer wieder zu Erfolgserlebnissen verhelfen konnte. 1999 entstand seine erste Figurenmaschine, und seither lässt ihn das kreativ-kritische Schaffen nicht mehr los. Die ausnahmslos beweglichen, über ein ausgeklügeltes Räderwerk verfügenden Maschinen erinnern an die teils riesigen Skulpturen von Jean Tinguely (1925 bis 1990). Auch Maurers Mini-Kunstwerke lassen bewundernd staunen.
Weitgehend ins Schwarze trifft beispielsweise die Kreation mit den sieben Köpfe in Bern, deren Lippen sich beim ersten Kurbeldreh aufgeregt zu bewegen beginnen, begleitet von monotonem Plappern und Schnattern. Im Hintergrund das Bundeshaus, das gleichzeitig in der Versenkung verschwindet, um gleich darauf wieder aufzutauchen. Weitere Maschinen sind etwa mit «Gefangen im Hamsterrad» und «Blinde Justitia» bezeichnet. Andere Werke wiederum geben sich versöhnlich. Und gar futuristisch präsentieren sich die Appenzeller Jodler im traditionellen Trachtenkleid, die den Fünfliber statt in den üblichen Talerbecken in Satellitenschüsseln kreisen lassen.
Peter Maurers Werkstatt ist ein absolut sehenswertes Museum voller Leben mit vielen Bezügen zur Aktualität. Besichtigungen für Gruppen ab zwölf Personen sind nach Vereinbarung jederzeit möglich. Statt eines Eintritts wird eine angemessene Spende an die Organisation ‘médecins sans frontières’ (Ärzte ohne Grenzen) erwartet.
Von Peter Eggenberger.
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