Daniel Borner
wird Präsident des Verbandes Schweizer Heilbäder und Kurhäuser.
Am Sonntag, 16. März besichtigten 650 Gäste an der Vernissage die neue Hauptausstellung im Forum Würth Rorschach. Sie zeigt die Freuden und Herausforderungen, welche Freizeitaktivitäten, ob Sport oder Spiel, mit sich bringen.
Rorschach Die Ausstellung «Sport und Freizeit in Werken der Sammlung Würth» wurde 2021 für die Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall von C. Sylvia Weber, Beate Elsen-Schwedler, Kirsten Fiege und Dr. Sonja Klee konzipiert. Nun wurde sie von Dr. Sonja Klee und Barbara Rohner für das Forum Würth Rorschach adaptiert. «Die 65 Werke zeigen professionelle wie alltäglich sportliche Aktivitäten, die man rund um das Würth Haus Rorschach erleben kann, wie Schwimmen, Segeln oder Radfahren», erklärte Martina Bohn, Head of Marketing & Communication. Die neue Hauptausstellung «Sport und Freizeit in Werken der Sammlung Würth» kann bis am 14. Februar 2027 im Würth Haus Rorschach besichtigt werden.
Im Eingangsbereich des Würth Haus Rorschach steht «Hope&Pride», ein aufgesockeltes Gedeck vom Künstler Erwin Wurm in Form einer Weisswurst und eines Kaiserbrötchens. Dies entlockt den Besucherinnen und Besuchern bereits ein Schmunzeln und macht Lust auf mehr. In der Ausstellung selbst wurden die Kunstwerke und Skulpturen in die Themenbereiche Freizeit, Gehen, Hoch zu Ross, Wettkampf, Schach und Spiele der Gesellschaft strukturiert. Die Ausstellung folgt den Künstlerinnen und Künstlern an ausgefallene Freizeitstätten wie Manege, Stierkampfarena oder Pferderennbahn, aber auch an alltägliche Orte wie in den Park oder auf den Spielplatz. Die Kunsthistorikerin Dr. Sonja Klee nimmt uns mit auf einen Rundgang.
Um dem Sport zu frönen, braucht es Freizeit, so Dr. Sonja Klee. Die Ausstellung zeige, wie sich das in der Gesellschaft entwickelt habe, und die Kunsthistorikerin erklärte weiter: «Unsere heutige Vorstellung von Freizeit als jener Zeit, in der wir selbstbestimmt entscheiden können, was wir tun möchten, entwickelte sich im Zuge von Industrialisierung und mit der Arbeiterbewegung. Im Laufe des 19. Jahrhunderts formte sich die Überzeugung, dass Ferien nicht nur schöne Abwechslung, sondern schlicht notwendig sind. Doch brauchte es weitere Jahrzehnte, bis es endlich so war.» So beginnt die Ausstellung denn auch mit dem Werk «Le bois de Boulogne» (1906) von František Kupka (1871 – 1957), das einfache Menschen zeigt, die sich im Park zu einem Picknick zusammenfinden. «Freizeit ist eine gesellschaftliche Errungenschaft», sagte Klee, ehe es weiter ging in den nächsten Raum zum nächsten Themenbereich.
Das Wandern ist des Müllers Lust, zitierte Dr. Sonja Klee einleitend zum zweiten Themenbereich das von Franz Schubert vertonte Gedicht «Wanderschaft» aus der Feder von Wilhelm Müller. Obwohl das Wandern seit Menschengedenken ein fester Bestandteil des Lebens ist, so setzte in Europa erst mit dem Beginn des romantischen Zeitalters die eigentliche Wertschätzung ein. So kann in der Ausstellung der Jakobsweg in Form von Malereien durchgewandert werden.
Insbesondere die Impressionisten beschäftigten sich intensiv mit dem Pferderennsport und so wurde ein Themenbereich der siebten Hauptausstellung den Pferden als einem der ältesten künstlerischen Motive gewidmet. Eleganz, Schnelligkeit und Stärke zeichnet diese Kunstwerke aus.
Mit Sport und Spiel verbunden ist meist auch der Wettkampf. «Sport kann pure Euphorie des Sieges bedeuten, jedoch ist das Scheitern stets so nah», kommentierte Dr. Sonja Klee den Themenbereich. Dort die Abbildung eines jubelnden Siegers, daneben liegend die Skulptur eines gestürzten Radrennfahrers. Grösser könnten die Kontraste nicht sein. Auch hier werden farbliche Akzente gesetzt und verschiedene Ausdrucksformen sorgen dafür, dass der Ausstellungsbesuch zu einem intensiven und berauschenden Erlebnis wird.
Das Schach nimmt unter den Gesellschaftsspielen eine besondere Rolle ein, weshalb in der Ausstellung ein Schwerpunkt auf dieses Spiel gelegt wird. «Es ist Spiel und Sport zugleich und steht den Künsten und der Wissenschaft näher als irgendein anderes Spiel», so Kunsthistorikerin Dr. Sonja Klee. Die Avantgardisten des 20. Jahrhunderts liessen sich vom Schach inspirieren, aber auch Konzeptkünstler Marcel Duchamp zeigte sich fasziniert und Surrealist Man Ray entwarf gar selbst Schachfiguren. Sonja Klee hob ein Werk des François Morellet besonders hervor: «Wussten Sie, das der Springer beziehungsweise das Pferd es vermag, die 64 Felder des Schachbretts zu durchlaufen, ohne ein Feld zweimal zu berühren?» In der neuen Hauptausstellung kann in Morellets Werk diese Spur der Bewegung des Springers nachvollzogen werden.
Der Begriff Gesellschaftsspiel hat seinen Ursprung im «Gesellschaftszimmer» – einem Salon, der in gehobenen Wohnhäusern der Neuzeit geselligen Zusammenkünften diente. «Das Spiel beruht auf Regeln, die alle akzeptieren müssen. Das macht es für gesellschaftsbeschreibende wie -kritische Inhalte interessant», erklärt Dr. Sonja Klee. So findet sich auch in diesem Themenbereich mit «Luna Park» (2014) von Erwin Pfrang ein Park in einem Gemälde abgebildet, der den Blick auf die sozialen Verhältnisse zeigt, wie eingangs
bereits bei Kupka gesehen. Machen die Leute noch immer das Gleiche in einem Park oder hat sich hier etwas geändert? So schliesst sich der Kreis und es bleibt die Inspiration, die eine oder andere in den Kunstwerken dargestellte Sportart oder Freizeitaktivität ausüben zu gehen oder beim Picknick eine Weisswurst und ein Kaiserbrötchen zu verspeisen.
Claudia Eugster
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