Der Chef und die Chefin
Nadja und Pascal Montagner von Underwater University
Ziemlich abgehoben!
Der Rorschacher Stadtrat hat jetzt eine Online-Pinnwand, mit der er auf «Gerüchte» und «Fake News» sofort antworten will. Dazu vorab zwei Gedanken: Die Wahrheit kennt immer nur der Stadtrat, und weil es so ist, will er seine einzig richtige Sicht verbreiten und durchsetzen.
Ziemlich abgehoben, finde ich!
Zeitlich ist es kein Zufall, dass der Stadtrat die Online-Pinnwand ausgerechnet während der öffentlichen Diskussion über den sehr hohen Baukredit von 15,3 Millionen Franken für die Turnhalle samt Tiefgarage auf der Pestalozzi-Wiese eingerichtet hat. Die Ablehnung ist im Stadtgespräch hörbar.
Die Direktvergabe der Architektur ohne Einladung anderer Architekten, der Standort auf der Schulwiese und die überrissenen Kosten geben weitherum zu denken.
Wie zu lesen war, redigiert der Stadtrat die Online-Pinnwand und behält sich vor, Einträge zu kürzen. Es geht also weniger darum, was die Rorschacherinnen und Rorschach denken und erwarten, sondern um die «richtige» Antwort des Stadtrates. Wie heisst es im Lied von Pipi Langstrumpf: «Ich mache mir die Welt, wiedewiede wie sie mir gefällt».
Interessant wäre noch, vom Stadtrat öffentlich zu erfahren, wie viel Geld er jährlich für die Kommunikation durch externe Berater ausgibt und ob der Auftrag an die immer gleiche Agentur ausgeschrieben wird. Es geht immerhin um deutlich über 100'000 Franken.
Frank Hürlimann, 9400 Rorschach
Hässliche Bunker-Architektur
Turnhallen können auch gut gestaltet werden. Die Mariaberg-Turnhalle zum Beispiel wirkt leicht, hell und ansprechend. Was für ein Unterschied zur geplanten Doppelturnhalle. Da soll uns ein Beton-Monster beglücken, dessen langweilige Kastenform notdürftig mit Leisten aufgeschönt wird. Der nahezu fensterlose Klotz wird zudem die Spielwiese vor dem Pestalozzi Schulhaus kastrieren und die Einheit von klassischem Geschmack und grosszügigem Grün definitiv zerstören. Na ja. Sowas kommt halt heraus, wenn man den erstbesten Provinzarchitekten ohne jede Kontrolle durch Wettbewerb schalten und walten lässt. Bei einem 15 Millionen-Bau nahe dem historischen Pesta-Schulhaus wäre es sehr angebracht gewesen, die Kreativität verschiedener Architekten zu testen und das überzeugendste Projekt zu wählen. Ausschreibungen macht man nicht nur wegen irgendeinem Gesetz, sondern weil bessere Architektur zu erwarten ist. Überzeugt wenigstens die Begründung für den 15-Millionen-Bau? Nein. Da wird über den Mangel an Turnhallen im Westen der Stadt gejammert. Wir sind aber eine superkleine Gemeinde, wo nur Bürokraten einen Westen, eine Mitte und den Osten erschaffen können. Denn kaum 300 Meter vom Pestalozzi entfernt liegt die Burghalde- und die Mariaberg-Turnhalle. Sind die etwa überbelegt? Wissen wir nicht, denn mit harten Tatsachen wie Belegungszahlen hat man es nicht so. Stattdessen streichelt das Abstimmungsgutachten die Tränendrüsen mit dem Hinweis auf Kindergärtner, die in der Aula turnen müssen.
Ja, was machen denn die Kindergärtner im Kindergarten Wachsbleiche, wo weit und breit weder eine Aula noch eine Turnhalle bereitsteht.
Ich werbe für ein Ja zu Vernunft, zu Kreativität und zu schonendem Umgang mit Steuergeld. Und für ein Nein zu einem Luxusobjekt, das erst noch «potthässlich» ist. Eine Sanierung der bisherigen Pesta-Turnhalle tut es auch. Und mit den freiwerdenden Mitteln könnte vielleicht die unendliche Geschichte rund um das Strandbad noch vor dem Jahr 3000 beendet werden. Auch dort werden Schüler, Kinder und erst noch ihre Eltern Bewegung finden – sogar an gesunder Frischluft.
Paul Frei, 9400 Rorschach
Rorschachs Untergrundkämpfer
Steigende Einwohnerzahlen führen zu mehr Schulraumbedarf. Fakt ist, dass die geplante Pestalozzi-Doppelturnhalle in Rorschach nötig ist.
Vor zwei Wochen wurde der interessierten Stimmbürgerschaft das ausgearbeitete Projekt Doppelturnhalle Pestalozzi anlässlich des Stadtapéros vorgestellt. Schon früher geschah dies durch die Stadtinfo. Bei der anschliessenden Diskussion hat das Projekt niemand in Frage gestellt.
Dann lesen wir in den Bodensee Nachrichten das Statement des ehemaligen Stadtpräsidenten. Um ihn herum scharen sich 'Untergrundkämpfer', welche mit dem Kurs des aktuellen Stadtrates nicht einverstanden sind, sich aber weder an einer Bürgerversammlung noch an den Informationsveranstaltungen des Stadtrates einbringen, dafür in Leserbriefen ihre 'Weisheiten' verbreiten.
Sie machen sich Sorgen um Rorschachs Finanzen. Sie möchten wieder am ruinösen Steuerwettbewerb teilnehmen und wünschen sich am Seeufer Siedlungen von Eigentumswohnungen.
Nun, abgesehen davon, dass Rorschach dort öffentliches Land an Private verscherbeln würde, zweifle ich daran, dass so angelockte Steueroptimierer Leute sind, die sich für eine lebendige Stadt interessieren, die sich einbringen, in Vereinen und Freiwilligenarbeit. Sie zahlen nur Steuern – möglichst wenig.
Und noch etwas: Ist es nicht ein ungeschriebenes Gesetz, dass man sich nicht zur Amtsführung seines Nachfolgers äussert?
Maria Huber, 9400 Rorschach
Doppelturnhalle und Tiefgarage in Rorschach
Lassen wir mal die schon vielfach erwähnten Parteisymbiosen (Auftraggeber Etterlin und Architekt Buschor, beide im gleichen Verein SP!) und die fehlenden Offerten anderer Architekten. Dies bei einem massiv zu hohen Planungskredit, auch wenn dieser im Moment noch nicht ausgeschöpft ist. Die Detailplanung kommt ja erst noch!
Ich möchte nur an den gesunden Menschenverstand unserer Bürger und Bürgerinnen appellieren.
Meine einfache Überlegung: 15 Millionen, Bauland gratis, weil schon im Eigentum der Stadt. Für 15 Millionen sind problemlos 15 luxuriöse Villen, auch ohne Baulandkosten erstellbar! Also 15 teure Küchen, 30 Bäder/WC, 30 Keller- und technische Räume, 15 Dächer, 30 Garagen, 60 Schlaf- oder andere Zimmer, 15 Gartenanlagen, etc.
Und jetzt soll für den gleichen Betrag ein simples Gebäude wie diese Halle und Tiefgarage erstellt werden. Für einen erfahrenen Architekten planerisch, statisch und kalkulatorisch eine problemlose Angelegenheit (Länge mal Breite), schon fast Normwerte aus der Schublade!
Dass hier der Kubikmeterpreis verglichen mit einer Villa wesentlich tiefer sein muss ist ja logisch. Bei einer Halle oder Tiefgarage kostet der Luftraum ja nichts. Abgesehen vom Aushub und der Deponie im Tiefbau.
Gegner meiner Überlegungen können sich wenden und winden wie sie wollen: die Kosten für diese Anlage sind massiv zu hoch!
Darum ist diese Vorlage abzulehnen!
Urs Benz, 9400 Rorschach
Bitternötig
Wer sieht, wie viele Wohnungen in Rorschach in letzter Zeit entstanden, im Entstehen oder in der Planung sind, muss mindestens ahnen, dass dadurch auch die Schulraumplanung betroffen ist. Die Schule Rorschach hat diesbezüglich ihre Hausaufgaben längst erledigt und setzt die Erkenntnisse um. Als ehemaliger Lehrer erlebte ich, wie mühsam es ist, wenn man für jede Turnstunde in einer entfernten Halle eine Lektion für den Transfer opfern muss. Bei drei Pflichtlektionen und 16 Klassen ist völlig klar, dass eine Halle nicht reicht.
Wer behauptet, die Vergabe der Projektstudie und der Verzicht auf einen Architekturwettbewerb sei unkorrekt verlaufen, tut dies aus Unkenntnis der Tatsachen oder aus unlauteren Gründen. Ich war selbst einst in der Jury eines Wettbewerbes zur Erneuerung einer Schulanlage. Im Bereich Turnhalle unterschieden sich die Vorschläge kaum. Zu viele staatliche Vorgaben schränkten den Spielraum der Architekten ein.
Das Projekt und die Finanzierung der Doppelturnhalle wurden mehrfach, auch anlässlich des Stadtapéros am 24. Oktober, vorgestellt. Bei der anschliessenden Diskussion hat sich niemand dagegen ausgesprochen. Es fehlte wohl an sachlichen Argumenten, denn das Projekt ist ausgewogen und löst gleich ein paar Probleme mit, indem die alte Halle für die Tagesbetreuung genutzt werden kann und die Heizung aller Gebäude erneuert wird. Die Technischen Betriebe finden weiteren Platz für eine eigene Stromproduktion.
Die Entwicklung der Steuerfüsse in unseren Nachbargemeinden zeigt auf, dass sich Rorschach als Zentrumsgemeinde nicht am ruinösen Steuerfusswettbewerb beteiligen kann.
Einst sollte Rorschach mehr als 30 Millionen für ein Strassenbauprojekt ausgeben. Halb so viel Geld ist für die Jugend besser investiert. Stimmen wir also Ja zur Doppelturnhalle Pestalozzi!
Matthias Graf, 9400 Rorschach
Ist dem Stadtrat der Baumschutz nicht mehr wichtig?
In der Rorschacher Stadtpolitik ist keine Linie mehr erkennbar. Erst vor wenigen Jahren wurde der Parkplatz beim Schulhaus Pestalozzi erstellt. Ich war damals Bauführer in der ausführenden Bauunternehmung. Die damaligen Baukosten, mit allem drum und dran, beliefen sich auf etwa 250‘000 Franken. Der damalige Stadtpräsident verlangte von uns, den alten Baumbestand zu erhalten und die grossen Wurzeln in der Parkplatz-Kofferung separat zu schützen. Schon nach wenigen
Jahren soll der Parkplatz nun wieder abgebrochen werden, weil die neue Stadtregierung genau dort eine Turnhalle samt Tiefgarage bauen will. Schon das allein erstaunt! Hinzu kommt, dass für den Stadtrat offenbar auch der Schutz der alten Bäume keine hohe Bedeutung mehr hat. Die Schutzmassnahmen unter dem Parkplatz waren nicht einfach. Mit dem deutlich breiteren und tieferen Aushub für die Tiefgarage ist absehbar, dass die Baumwurzeln den Eingriff kaum lange überleben werden, es sei denn die Turnhalle samt Tiefgarage wird beim definitiven Projekt noch weiter gegen Westen in die Schulwiese hinein verlegt und der Blick auf das markante Schulhaus noch mehr verdeckt. Oder die Bäume werden gleich von Anfang an gefällt.
Der vernünftige Umgang mit öffentlichem Geld und der Schutz des Ortsbildes sind mir wichtig. Deshalb lehne ich am 19. November den ohnehin überteuerten Baukredit von 15,3 Millionen Franken ab.
Max Schmid, 9400 Rorschach
Vertrauen zerstört
Der Stadtrat behauptet, bei der Direktvergabe der Architektur für die Turnhalle samt Tiefgarage auf der Pestalozzi-Wiese nicht gegen öffentliches Beschaffungsrecht verstossen zu haben. Ich habe meine Zweifel, aber lasse das mal so stehen. Was sicher bleibt, ist der Eindruck eines politischen Amigo-Geschäfts zwischen Schulpräsident und Architekt, beide mit Funktionen in der SP.
Dass der Stadtpräsident und der Stadtrat das mitgemacht haben, hat mächtig Vertrauen in die jetzige Stadtregierung zerstört. Das kommt bei vielen Rorschacherinnen und Rorschachern nicht so schnell zurück, auch nicht mit der neuen Rathaus-Online-Pinnwand einer externen Kommunikationsagentur.
Markus Hammerschmidt, 9400 Rorschach
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