Patrick Benz
erschuf beim Stadtbahnhof Rorschach ein Naturschutz Denkmal.
Der Samariterverein Rorschach wurde 1891 gegründet. In den Kriegs- und Nachkriegsjahren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahmen oft 70 Leute oder mehr an Erste Hilfekursen und Monatsübungen teil. Am Übungsabend heute sind gerade einmal noch zwölf versammelt. Samariter ist jede Person, die Menschen in Not hilft, aber was genau machen eigentlich die Rorschacher Samariter?
Erste Hilfe Aktuell zähle der Samariterverein Rorschach insgesamt 19 Mitglieder, so Klaus Engler. Im Jahr 1980 seien es noch gegen 40 gewesen und den Höchststand habe man während und nach der zwei Weltkriege verzeichnet. «In den Kriegs- und Nachkriegszeiten waren es bis zu 60 Mitglieder und man wurde sogar fast überrannt von Leuten, die sich für eine Teilnahme an den Übungen interessierten», weiss der Präsident des Samaritervereins Rorschach zu erzählen. Vor dem Hintergrund des Krieges hätten die Menschen die Notwendigkeit erkannt. «Heute kämpfen wir vor allem mit dem Problem der Überalterung», so Bernhard Artho, der den heutigen Übungsabend leitet. Auch wenn gewisse Dienste, die die Samariter früher ausführten, inzwischen institutionalisiert wurden, so haben sich neue herausgebildet, sodass der Samariterverein nach wie vor freiwilligen Nachwuchs braucht, um diese weiterhin gemeinnützig erbringen zu können. «Eines der Ziele ist, dass die breite Bevölkerung wissen soll, wie in einem Herznotfall reagiert werden muss, sonst nützt es gar nichts, wenn überall Defibrillatoren installiert sind», gibt Bernhard Artho ein Beispiel. Aber das ist nur ein kleiner Teil von dem, was Samariter leisten.
An Anlässen mit niederschwelligem Gefahrenpotenzial braucht es einen Sanitätsposten. Die freiwilligen Helfer dafür werden von Samaritervereinen gestellt. Dies leisten die Samariterinnen und Samariter alles nebst ihren beruflichen und privaten Verpflichtungen.
Die Übungskurse der Samariter von Rorschach und Umgebung finden zehnmal im Jahr statt. Interessierte sind jederzeit als Gäste zum Schnuppern willkommen. Je nach Übung kann diese auch einmal in einem Wald stattfinden, meist aber treffen sich die Samariter in der Aula des Schulhauses Burghalde, so auch heute. Es werden drei Gefahrenszenarios durchgespielt. Die ursprüngliche Zielsetzung der Samariter war die «Erste Hilfe bei Unglücksfällen». Dies zeigt auch ein Blick in die Protokolle des Samaritervereins aus der Festschrift «Die ‘Erfindung’ des Samaritervereins», welche der Historiker Peter Müller zum 100-jährigen Jubiläum des Samaritervereins Rorschach im Jahr 1991 verfasste. Sie berichtet von den Übungen in den Anfängen und über die Entstehung der Samariter.
Die Kriege des 19. Jahrhunderts gaben wichtige Impulse für die Entwicklung einer organisierten Krankenpflege, für die Verbandstoffindustrie und für das Samariterwesen. Bei den zahlreichen Kriegen konnte nicht auf freiwillige Helfer verzichtet werden. Diese mussten in der Versorgung der Verwundeten erst noch geschult werden. So kam es zur Gründung von Samaritervereinen. Der Samariterverein Rorschach wurde 1891 ins Leben gerufen. Dies erzählte das älteste Mitglied des Samaritervereins Rorschach, der 83-jährige Fritz Krempl. Auf die Frage, was denn die Samariter machen würden, hielt er den Finger vor dem Mund und nickte nach vorne. Dann hiess es aufpassen. Der Kursleiter Bernhard Artho führte in den Übungsabend ein und es ging an das erste Fallbeispiel.
Bei einer Übung des Samaritervereins Rorschach wird jeweils ein Gefahrenszenario abgebildet und die Samariter werden auf den Unfall aufmerksam und müssen entsprechend den Schulungen und ihrem Wissen Erste Hilfe leisten. Bei der ersten Übung wurde eine Frau am Fusse einer Treppe vorgefunden. Anfangs war sie noch bei Bewusstsein, später verlor sie dieses. Was tun? Die Person ansprechen oder gleich den Notruf informieren? Die Samariter reagierten nach dem Ampelschema und dem Erste Hilfe Schema XABCDE. Die verunfallte Person wurde bei dieser Übung in die Seitenlage gebracht und nach Möglichkeit von Gaffern abgeschirmt. Zum Einsatz kamen verfügbare Hilfsmittel eines Samariters, wie zum Beispiel Wärmedecke oder das Dreieckstuch. Die Übung endete wie immer mit dem Eintreffen der Rettungssanitäter, denn: «Ein Samariter 'rettet' nicht das Leben, sondern er 'erhält' es, bis die Ambulanz vor Ort ist», stellt Bernhard Artho klar. Ehe er mit den teilnehmenden Samariterinnen und Samariter die Übung bespricht. Wichtig ist das Protokoll. Nur wo ist dieses? Die zuständige Samariterin für das Patientenprotokoll hatte leider während der Übung zu einem Feuerwehreinsatz ausrücken müssen. Viele der Samariter sind auch noch anderweitig ehrenamtlich tätig.
Bei der zweiten Übung wird eine Person im freien vorgefunden. Es herrschen Minustemperaturen, also ist es wichtig, sie in die Wärme zu transportieren. Erst muss aber geprüft werden, ob der Rücken verletzt ist. Schon sind weitere Samariter mit dem Spineboard zur Stelle. Alles spielt sich schnell ab, aber auch eingespielt obwohl komplett unvorbereitet. «Je mehr man Gefahrenszenarien übt, desto geübter ist man, wenn man wirklich an einen Unfall heranläuft», erklärt Bernhard Artho. Nur schon darum seien die Übungen auch offen für Nichtmitglieder. «Egal wo im Leben, es kann immer etwas passieren. Unsere Kurse geben Sicherheit, denn bei ihnen wird gezeigt und geübt, wie in Gefahrensituationen reagiert werden muss», so Bernhard Artho weiter. Aber nicht nur das, auch junge Eltern täten gut, Kurse der Samariter zu besuchen, es würde etwas die Angst nehmen, wenn dem Kleinkind etwas zugestossen sei und den Notfallstationen einen Teil der «Bagatellfälle», findet der Übungsleiter.
Zum Abschluss geraten die Samariter an eine bereits bewusstlose Person. Schnell ist die Ursache für die Bewusstlosigkeit eruiert, der Notfall wird alarmiert. Wieder eine ausgiebige Nachbesprechung, dann geht der Übungsabend zu Ende.
Nachwuchs und vor allem jüngere Mitglieder brauche der Samariterverein Rorschach, so Präsident Klaus Engler. Denn Christa Weiler beispielsweise ist langjähriges Mitglied, aber aufgrund ihres Alters besetzt sie keinen Samariterposten mehr. Dafür ist FCSG-Fan Fabienne Frei bereits seit der zweiten Klasse als Figurantin dabei und seit sie 15 Jahre alt war auch Mitglied des Samaritervereins, nunmehr insgesamt 25 Jahre. Zu den Samaritern gestossen ist sie, weil ihre Mutter Myriam, die früher für das Strandbad Rorschach tätig war, einen Kurs belegen musste. Da packte es auch das junge Mädchen, denn medizinische Sachen hätten sie schon immer interessiert. Hauptberuflich ist sie Pflegefachfrau, daneben als First Aid IVR Instructor Level 3 für die Samariter Rorschach tätig und sie unterrichtet mehrere Firmen in der Region auf Stufe First Aid IVR Level 2. Es gehe vieles unter einen Hut und es ist sehr spannend, so Samariterin Fabienne Frei, denn: «Ich brauchte meine ‘Erste-Hilfe’-Kenntnisse im ‘Leben retten’ schon zweimal im Flugzeug hoch über den Wolken und im einmal Bus bei einer medizinischen Notsituation.»
Wer jetzt Lust bekommen hat, einen Samariterkurs zu besuchen oder gar selbst ein Samariter werden möchte, der kann mit Bernhard Artho (Telefon: 071 841 85 21) Kontakt aufnehmen. Oder einfach zum nächsten Übungskurs zum Thema Blutungen kommen, der am Montag, 28. April um 20 Uhr in der Aula des Burghaldenschulhauses stattfindet.
Lade Fotos..