Der Chef und die Chefin
Nadja und Pascal Montagner von Underwater University
Ein gutes Akkordeon hat seinen Preis. Es gibt günstige, aber der Klang leidet darunter und damit die Spielfreude. Aus diesem Grund hat die «Akkordeonwerkstatt» in Rorschach Akkordeon-, Bandoneon- und Örgeli-Bausätze entwickelt, mit denen das Instrument selbst aus Holz gebaut werden kann. Weil die vielen Arbeitsstunden Musikinstrumente teuer machen, ist das auch preislich interessant.
Porträt Vor 25 Jahren gründeten Marco und Dani Untersee, Vater und Sohn, gemeinsam die «Akkordeonwerkstatt Untersee» in Rorschach an der Kirchstrasse 52. Nach wie vor bauen sie, unterdessen verstärkt durch Philippe, Ingeborg und Marcello, individuelle Massivholz-Akkordeons massangefertigt nach den Wünschen des Kunden. So klein wie möglich und Holz muss es sein, Plastik und Alu ist in der Akkordeonwerkstatt verpönt. Massivholz ist neben der akustischen Qualität auch eine echte Liebhaberei. Solch ein massangefertigtes Akkordeon hat natürlich seinen Preis. Um aber auch günstigere Akkordeons anbieten zu können, wurden in der Akkordeonwerkstatt über die letzten Jahrzehnte Akkordeonbausätze mit Anleitungen entwickelt, damit Kunden sich ihr Instrument selbst bauen können. Wer schon beim Gedanken ans Selberbauen verzweifelt, kann ein Instrument aus Leichtsperrholz auch zu vernünftigem Preis in der Akkordeonwerkstatt herstellen lassen. Damit es nicht mit den Massivholzinstrumenten verwechselt wird, ist es in dann mit «Paspartu» beschriftet.
Im Gegensatz zu einem individuell gefertigten Massivholz-Akkordeon gibt es beim Paspartu keinen Spielraum für persönliche Spezialwünsche. Aber es gibt eine Auswahl zwischen dem Paspartu Akkordeon mit Tasten oder Knöpfen, dem Paspar-tu Ostschwyzerörgeli und der Paspartu Bandoline, einer Bandoneon-Variante. Die Untersees beschreiben das Paspartu als «Akkordeon d'amore». Die Griffweise ist ganz Akkordeon – Was aber die Klangentfaltung und das Balggefühl betrifft, ist das Paspartu ein Blasinstrument. Mit den feineren Stahlzungen im klingenden Holzbau und der leichtgängigen Mechanik tritt das Gerät in den Hintergrund. Es kann direkt die Zunge in all ihrer dynamischen Variation gespielt werden. «Der Vorteil des Paspartu ist, dass es unschlagbar leicht ist und im Klang charmant und lebendig», erklärt Dani Untersee und gibt auch gleich eine Kostprobe. «Sofern man es selber lebendig spielt», fügt der Akkordeonbauer aus Leidenschaft mit einem Augenzwinkern hinzu. Das Paspartu aus der Akkordeonwerkstatt ist eine Möglichkeit, um sich ein Akkordeon aus Holz zu leisten, das ausserdem in der Schweiz hergestellt wird. Ob Paspartu oder Massivholz – das ganze Instrument entsteht von Grund auf in Rorschach. Auch die Bauteile für die Bausätze, werden komplett in Rorschach an der Kirchstrasse 52 angefertigt und einsortiert.
Ein charmantes Instrument sollte nicht zwangsläufig viel kosten, sagten sich die Instrumentenbauer vor fünfzehn Jahren. Ausserdem ist Unwissen über Klangentstehung, Resonanz und das mechanische Innenleben im Akkordeon sehr verbreitet. «Mach es am besten selber!», sagt Dani Untersee heute, nach vielen Jahren gemeinsamer Forschungs- und Entwicklungsarbeit und zeigt auf ein Regal. Von der Örgeli-Tröte, über das Bastelörgeli, bis zum Bausatz einer Concertina, eines Bandoneons oder eben eines Akkordeons. «Jeder Bausatz wird nach der Bestellung in der Akkordeonwerkstatt von uns persönlich für den Kunden hergestellt», versichert Dani Untersee und zeigt die Maschinen, mit der viele der Einzelteile gefräst werden, die es für einen Akkordeon-Bausatz braucht. Alles selbst entwickelt, konstruiert und für jeden Bausatz neu abgestimmt. Es gibt aber auch noch Bausätze für besondere Instrumente, diese da wären die Akkordoline, die Tabuline, die Bandoline, ein Funktionsmodell zur Veranschaulichung des Akkordeoninnenlebens und das Rucksack-Handörgeli. Und nicht fehlen darf natürlich das Schwyzerörgeli. «Beim Schwyzerörgeli werden normalerweise die Moll-Akkorde weggelassen», erklärt Dani Untersee, was eine zuweilen «einseitige Fröhlichkeit» erzeuge, wie er es nennt. «Wir raten dazu, einen Hebel einzubauen, mit dem die Terzen ausgeschaltet werden können, um das schöne Instrument auch für andere Musikweisen zu öffnen. Hier hört man die 25 Jahre Erfahrung heraus und der Instrumentenbauer weiss denn auch zu jedem der Instrumente in der Akkordeonwerkstatt eine Anekdote zu erzählen. Dani Untersee baut Instrumente nicht nur, er kann auch auf allen spielen und gibt auch gleich einige Kostproben. Ein Besuch in der Akkordeonwerkstatt lohnt sich nur schon deswegen und weil es einem Museum für Akkordeons gleicht. Auch Richard Lehner leite hier manchmal seine Stadtführungen durch Rorschach vorbei, sagt Dani Untersee. Es gäbe immer etwas Neues zu sehen und zu hören.
Von Claudia Eugster.
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