Marcel Baumgartner
hat per 1. Februar 2025 die Leitung des Swiss Regiomedia AG Standorts in St.Gallen…
Thema des Stadtapéros am vergangenen Montag, 6. Mai im Stadthofsaal war die Kreditvorlage zur Sanierung des Strandbades. Die Bodensee Nachrichten haben für Sie Stellungnahmen eingeholt und präsentieren Ihnen die Voten aus der Diskussion im Anschluss an die Ausführungen des Stadtrates.
Rorschach Bei der kommenden Abstimmung am 9. Juni wird darüber entschieden, ob Schwimmbecken und Wasseraufbereitung des Strandbades mit einem Kredit über 4,97 Millionen Franken saniert werden sollen. Aus diesem Grund fand am vergangenen Montag, 6. Mai ein Stadtapéro zur Thematik «Sanierung der Wasseraufbereitung und der Schwimmbecken im Strandbad Rorschach» statt. Es gab eine spannende und lebendige Diskussion und die Bodensee Nachrichten haben zudem weitere Stimmen aus der Stadt eingeholt, damit sich die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Rorschach ihre Meinung zu der Thematik bilden können.
Von Seiten des Stadtrates wurde klar gestellt, dass – sollte der Kredit abgelehnt werden – ab kommendem Jahr 2025 die Schwimmbecken im Strandbad nicht mehr betrieben werden können. Daher sei die Sanierung des Strandbades mit dem Kredit von 4,97 Millionen Franken unumgänglich. Um Kosten zu sparen, würden die Wasserflächen optimiert, was eine kleinere und damit kostengünstigere Wasseraufbereitungsanlage ermögliche, die im bestehenden Technikgebäude Platz finde. Genauer: Bei der Optimierung der Wasserflächen wird die Fläche des Schwimmbeckens von 1054 m2 auf 680 m2 verkleinert und jene des Nichtschwimmerbeckens von 501 m2 auf 440 m2. Das Kinderplantschbecken (114 m2) wird es nicht mehr geben, dafür einen «Splash and Spraypark», der viel Spass für die Kleinsten verspricht. Gleichzeitig werde es künftig kaum mehr Reparaturkosten geben, die jetzt jährlich wegen des maroden Zustandes anfallen. Vertiefte Informationen sind der Stadtinfo Nr. 12 zu entnehmen, welche im April in alle Haushalte verteilt wurde und welche auf der Website der Stadt Rorschach kostenlos als PDF-Dokument heruntergeladen werden kann.
Sollte der Kredit abgelehnt werden, so der Stadtrat, so kann das Strandbad zwar weiter betrieben werden, nur dann eben ohne Schwimmbecken.
In der Diskussion nach den Ausführungen des Stadtrates bezog Noam Leiser, Präsident der SP Rorschach Stadt am See, im Namen seiner Partei am Stadtapéro ganz klar Stellung für die Finanzierung der Sanierung des Strandbades:
«Das Strandbad Rorschach ist ein Ort, der Jung und Alt zusammenbringt. An Wochenenden strömen Tausende Badefreudige auf der Suche nach Abkühlung hierher. Viele Familien verbringen ihren Sommer dort und für sportliche Schwimmer steht ein 50-Meter-Becken zur Verfügung – das einzige in der Region. Zusätzlich kommen zahlreiche Radtouristen, die in der Jugendherberge übernachten und abends die Stadt erkunden. Der Nutzen des Strandbads ist unbestritten, aber es ist in die Jahre gekommen und benötigt eine Verjüngungskur, um weiter betrieben werden zu können. Über die Sanierung wird am 9. Juni abgestimmt.» Und an die kritischen Stimmen gewandt, die im Vorfeld des Stadtapéros laut geworden waren, fuhr er fort: «Es gibt jedoch einige, die gegen diese Sanierung sind und das Strandbad am liebsten ganz abschaffen würden – zugunsten privater Wohnungen. Sie träumen von Steuereinnahmen und wohlhabenden Zuzügern, die die Rorschacher Kassen füllen. In der Realität würden die zusätzlichen Einnahmen jedoch an den Kanton gehen, und die Rorschacher Bevölkerung hätte davon kaum etwas. Wohin all die Badefreudigen danach gehen sollen? Darüber schweigen sich diese Kreise aus. Am 9. Juni werden die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger darüber entscheiden, ob wir weiterhin ein Strandbad haben möchten, in dem sich alle vergnügen können, oder ob wir zugunsten einiger Wohlhabender teure Wohnungen bauen, die sich der Grossteil der Bevölkerung nicht leisten kann.»
Um nicht nur links zur Sprache kommen zu lassen, haben die Bodensee Nachrichten auch von der bürgerlichen Seite eine Stellungnahme eingeholt. Max Müller, Präsident der FDP Stadt Rorschach, äusserte sich stellvertretend für seine Partei folgendermassen:
«Wer erinnert sich nicht an die unzähligen Stunden über die Sommerszeit in unserem 'Strämes'? Früh aufstehen, trotz Sommerferien, damit man die Rutschbahn noch für sich hatte und mit der geübten Stautechnik eine rasante Rutschpartie generierte. 'Sprungturmfangis', das Aufwärmen auf den grossen Steinplatten, ein 'Schäre-Stei-Papier' auf der Treppe um den Kontrahenten in das kalte Wasser zu treiben, das gegenseitige anfeuern beim 'schnellste Rorschacher' oder unter den Garderoben verlorene Münzen für ein Glace sammeln. Bestimmt haben viele Bürgerinnen und Bürger ähnliche oder gar die gleichen Erinnerungen. Wenn man so an vergangene Zeiten denkt, kann man sich ein Rorschach ohne 'Strämes' nicht vorstellen!
Das aktuelle Bild des östlichen Areals ist weder für Rorschach noch für die Region ein Aushängeschild. Die Machbarkeitsstudie von 2017 hat uns gezeigt, welches Potential dieses Areal zu bieten hat! Diese Studie erscheint mir als absolut plausibel und stimmte mich zuversichtlich. Mit den aktuellen Fakten und Gegebenheiten konfrontiert, weicht der Horizont einer Umsetzung jedoch immer weiter in die Ferne. Eine nötige Umzonung, die Suche nach möglichen Investoren, die Ausgangslage der beteiligten Parteien (Stadt, Kanton, Gemeinde Rorschacherberg, SBB), all dies sind Aufgaben, welche sich nicht in wenigen Jahren realisieren lassen. Nach meiner Ansicht gilt es deshalb die notwendigen Massnahmen zu tätigen, welche einen Betrieb und die Attraktivität für die nahe Zukunft garantieren. Längerfristig soll die Arealentwicklung weiter vorangetrieben und weiterverfolgt werden. Dies sehe ich als Pflicht unseres Stadtrates.
Lassen wir auch die heutigen oder zukünftigen Kinder und Jugendlichen ihre Erinnerungen erleben. Deshalb am 9. Juni ein Ja zur Sanierung der Wasseraufbereitung und der Schwimmbecken im Strandbad Rorschach!»
Georg Lanter, Präsident des Vereins Rorschach Plus, gab folgende Stellungnahme ab: «Rorschach Plus unterstützt die Abstimmungsvorlage aus folgenden Gründen: Die bestehenden Anlagen sind über 50 Jahre alt und nicht mehr betriebsstabil. Ohne Sanierung müssten die Schwimmbecken ab 2025 stillgelegt werden. Das Strandbad ist ein Sommer-Highlight und trägt zur Attraktivität und Lebensqualität in Rorschach und der Region bei. Leere Schwimmbecken wären ein für Rorschach unwürdiges Bild und ein sehr negatives Signal. Die Mitwirkung hat gezeigt, dass die Leute ihre Badi an dieser schönen Lage erhalten wollen. Die alten Anlagen verursachen aufgrund ihres hohen Stromverbrauchs und der Notwendigkeit, grosse Mengen Frischwasser zuzuführen, sehr hohe Betriebskosten. Die Erneuerung kostet zwar auch einiges an Geld, ist aber eine clevere und schöne Lösung für eine attraktive Badi. Zudem nimmt diese Lösung Rücksicht auf die Stadtfinanzen. Die geforderte Gesamtplanung wird dadurch auch in keiner Weise verunmöglicht. Die von der Stadt ausgearbeitete Lösung für die Schwimmbecken sehen wir zusammen mit der renaturierten Uferzone als erstes wichtiges Puzzleteil für die Arealentwicklung Seeufer-Ost. Das löst mit Sicherheit 'Lust nach mehr' aus. Weitere Etappen sollen in Zukunft folgen und die Zusammenarbeit mit den weiteren Akteuren wird gemäss Stadtrat ja ebenfalls vorangetrieben. Das ist uns von Rorschach Plus ebenfalls sehr wichtig.»
Von der Mitte Partei kam auf die Anfrage der Bodensee Nachrichten leider keine Rückmeldung.
Allerdings wurde am Stadtapéro auch Kritik an dem Vorhaben des Stadtrates geübt: Thomas Müller, Alt-Nationalrat der SVP, der sich als ehemaliger Stadtpräsident von Rorschach intensiv mit Rorschachs Entwicklung beschäftigt hatte, ist der Meinung, dass mit einem Ja zum 5-Millionen-Kredit ein irreparabler Schaden für die Stadtentwicklung drohe: «Gegen eine einfache Sanierung zum Erhalt der Funktionsfähigkeit des Strandbades bis zur Umsetzung der Areal-Entwicklung Seeufer-Ost ist nichts einzuwenden. Dafür braucht es aber nicht fünf Millionen für neue Stahlbecken, Photovoltaik etc.» Rorschach weiche vom Kooperationsvertrag mit den SBB und der Gemeinde Rorschacherberg einseitig ab. Im Mitwirkungsverfahren zum Stadtentwicklungskonzept 2015 hätten 90 Prozent der Antworten dem Neubau und der Verlegung des Strandbades in das mittlere Baufeld zugestimmt. Der Gemeinderat Rorschacherberg hätte mit formellem Beschluss die Absicht erklärt, sich in ein neues Strandbad hälftig einzukaufen. Die hohe Investition von fünf Millionen in das alte Strandbad bedeute, dass ein Neubau für die nächsten 25 Jahre ausgeschlossen sei und die Areal-Entwicklung Seeufer-Ost deshalb nur noch auf Gemeindegebiet von Rorschacherberg stattfinden werde. Ohne Erfolgsaussicht sei die Idee des Stadtrates, dass Rorschacherberg eigenes Gemeindegebiet an Rorschach abtreten werde. Thomas Müller hob hervor: «Keine vernünftige Behörde überlässt dem Nachbarn hochwertiges Bauerwartungsland, nur weil der Nachbar es verpasst, das eigene Gemeindegebiet zukunftsgerichtet zu entwickeln».
In der weiteren Diskussion musste sich der Stadtrat auch der Kritik von Bürger Anton Ringer stellen, der sein Votum aus seinem offenen Brief an den Stadtrat vom 26. März und seinen Leserbriefen wiederholte: Die Sanierung in Millionenhöhe schränke die Gebietsentwicklung massiv ein und Investitionen in Millionenhöhe würden eine zweckmässige Entwicklung des Gebietes verunmöglichen. «Ich bin überzeugt, dass die St.Galler Regierung basierend auf einem Gesamtkonzept einer Umzonung in Bauland in Kürze Hand bieten würde», so Anton Ringer. Zudem ist er der Meinung, dass es in der heutigen Zeit an einem sauberen See, der zum Schwimmen ge-eignet ist, eine sträfliche Sünde an die Adresse der Umwelt sei ein Schwimmbecken zu unterhalten und Millionen von Steuergeldern für die Sanierung der Schwimmbecken auszugeben. «Zum Richtigstellen, ich bin Befürworter eines neuen Strandbades, aber dagegen, dass stattdessen in Etappen Millionen in das marode Strandbad investiert werden. Dies verhindert eine nötige Planung vom Würthhaus Richtung Neuseeland. Das Schlachthofareal wird dann nochmals 20-Jahre im Dornröschenschlaf dahinvegetieren», ergänzte Anton Ringer noch.
Der Stadtrat entgegnete den Kritikern, dass die Sanierung notwendig sei, um sich mehr Zeit für die Verhandlungen über die Entwicklung des Seeufer-Ost zu verschaffen. Die Kosten habe man so niedrig wie möglich gehalten durch die «Optimierung der Wasserflächen». Und Röbi Raths stellte in Bezug auf die Wohnzone, welche einst vor Jahren angedacht war, klar: «Wenn Sie wirklich eine Grünzone in eine Wohnzone umzonen möchten, dann bin ich der falsche Stadtpräsident dafür. Das vertrete ich nicht. Beim Strandbad ist eine Naherholungszone für alle, und nicht für Privilegierte.»
In der Diskussion gab es aber nicht nur Kritik, es gab auch ein Votum, das den Schwimmbecken um deren Sanierung es in dieser Abstimmung am 9. Juni eigentlich geht, eine Berechtigung, ja gar Notwendigkeit gibt: Die ehemalige Stadträtin Maria Huber, wies darauf hin, wie wichtig die Schwimmbecken gerade für das Schulschwimmen der Rorschacher Kinder seien. Sie habe damals früher ihren Klassen im Sommer in diesen Schwimmbecken das Schwimmen beigebracht. «Kinder und Enkelkinder können nicht im See schwimmen lernen – dazu ist ein Schwimmbecken nötig», so Maria Huber.
Klar ist nach dieser Diskussion, dass allen die Zukunft von Rorschach sehr am Herzen liegt. Unklar ist indes ob der Kredit für die Sanierung des Strandbades am Sonntag, 9. Juni gesprochen wird. Das entscheiden alle Stimmberechtigten gemeinsam demokratisch an der Urne.
Von Claudia Eugster.
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