Daniel Borner
wird Präsident des Verbandes Schweizer Heilbäder und Kurhäuser.
Wer glaubt, Pistolenschützen und Storchen vertragen sich nicht, der irrt. Im Gegenteil, da der Storchnistplatz beim Fuchsloch in Thal Ende März letzten Jahres durch einen Sturm zerstört wurde, bildete sich die Arbeitsgruppe «Calimero friends» zur Instandsetzung des Storchenhorsts. Gerade noch rechtzeitig, denn nun ist die Zeit, in der die Störche zu nisten beginnen.
Pistolenschützen Der Weissstorch brütet gerne auf einer stabilen Unterlage in luftiger Höhe. Ein Niststandort wird von den Vögeln meist über Jahre genutzt und stetig ausgebaut. So ein Storchenhorst stand seit über 20 Jahren beim Fuchsloch in Thal. Der Storch liess sich weder vom nahe gelegenen Flughafen Altenrhein noch vom Lärm der Autobahn abschrecken und zog Jahr für Jahr seine Brut auf dem Storchenhorst gross.
Das Schutzgebiet Buriet-Buechsee bei Thal hat als Flachmoor und als Amphibienlaichgebiet nationale Bedeutung. An seinem Rand beim Grubenweg Ecke Fuchsloch war seit Jahren ein etwa elf Meter hoher Baumstamm, auf dessen Spitze ein rundes Holzbrett befestigt war, eine Attraktion für Naturfreunde, denn es war der Nistplatz eines Storches.
Riesig war die Bestürzung der Bevölkerung über die Zerstörung dieses Storchenhorstes. Ein Sturm Ende März letzten Jahres riss die Hälfte des Holzbretts ab. Gross war der Unmut in der Bevölkerung, als die Gemeinde den Storchenhorst trotz mehrerer Anfragen nicht instand setzte, mit der Begründung, dass der Verein Rheintaler Storch dafür verantwortlich sei. Andy Wyss vom Verein Rheintaler Storche erklärte, dass im umliegenden Gebiet zehn Storchennester zerstört wurden, das Geld für eine Reparatur aber nur für fünf Horste verfügbar sei. Die Reparatur eines solchen Storchennests kostet nämlich mindestens 2000 Franken. In Anbetracht der vielen Schäden an Storchenhorsten im Verantwortungsgebiet, war dem Verein eine Instandsetzung des Niststandorts beim Fuchsschwanz vorerst nicht möglich. Er zeigte sich daher höchst erfreut darüber, dass die Pistolenschützen am Buechberg die Initiative ergriffen.
Aber nicht nur die Bevölkerung war verärgert, auch der zeigte sich zutiefst konsterniert: «Wir konnten vor drei Wochen beobachten, wie der Storch zu seinem angestammten Nistplatz flog. Er landete, bemerkte, dass auf einem halben Holzbrett kein ganzes Nest Platz haben würde und zog enttäuscht von dannen», erzählte Horst Keller, ein Mitglied des Vereins der Pistolenschützen am Buechberg Thal. Die Pistolenschützen haben ihre Schiessanlage unweit des Horstes und konnten so Jahr für Jahr den Storch beim Nisten und der Aufzucht der Jungen beobachten. Dass dies nun nicht mehr möglich sein würde, das konnten die Pistolenschützen nicht zulassen. Unter der Federführung ihres Präsidenten Ralph Pagotto bildeten Horst Keller, Andreas Kulle und weitere engagierte Mitglieder und Förderer des Vereins Pistolenschützen am Buechberg die Arbeitsgruppe «Calimero friends» zur Reparatur des Storchenhorstes. In Absprache mit Andy Wyss vom Verein Rheinthaler Storch wurde das weitere Vorgehen des Unterfangens besprochen. Andy war begeistert von vom Engagement der Pistolenschützen am Buechberg und betonte, dass durch diese Hilfe das Geld nun für die Reparatur von sechs statt nur fünf der zehn zerstörten Storchennester reiche. Der Verein Rheintaler Storch stellte sodann die Plattform für das Nest und zusätzliche zwei Dolen-Nistkästen zur Verfügung.
Innert kürzester Zeit wurde durch die Arbeitsgruppe die Instandsetzung des Storchennistplatzes organisiert. Mit Hilfe der Firma Streule und Alder und Familie Karl und Christian Streule, die Hebebühne und Arbeitskräfte stellte und Landwirt Christian Herzog, dessen Bauernhof gleich neben dem Storchenhorst liegt, konnte der Niststandort des Storchs letzte Woche instandgesetzt werden. «Dieses Storchennest ist das Wahrzeichen unseres Hofes», erklärt Andreas Herzog und begründet damit seine grosszügige Spende an das runde Holzbrett, welches die Plattform für das Nest der Vögel bildet. Weil auch der Baumstamm des Storchenhorstes nach über 20 Jahren morsch geworden sein könnte, spendeten die Ortsbürger Thal einen neuen Baumstamm, sodass der alte im Zuge der Reparatur, gleich auch ersetzt werden konnte. Der neue Baumstamm ist nur noch 8.55 Meter hoch, dafür ist er etwas breiter als der Alte. Deshalb musste er noch zugespitzt werden, damit er in das bestehende Loch passte. Nachdem er fest im Boden verankert worden war, damit kein Unwetter ihn umzuwerfen vermag, wurde die runde Holzplattform befestigt, auf der Storch nun wieder sein Nest bauen kann.
Und kaum war der Storchennistplatz instand gesetzt, da drehte auch bereits ein Storch neugierig seine Kreise darüber. Die Freude beim Vogel, aber auch bei allen Beteiligten war gross. Nun kann der Storch rechtzeitig zum Frühlingsanfang damit beginnen, Holz auf der runden Plattform zusammenzutragen und sein Nest zu bauen. Auf dass es in diesem Jahr wieder junge Störche zu beobachten gibt. Aber dem nicht genug der Vögel. Im Rahmen der Instandsetzung wurden an dem Baumstamm zwei Dohlennistkästen befestigt. Ob der Storch sich über die neuen Nachbarn freuen wird? Freuen tun sich auf jeden Fall die Pistolenschützen und Bauer Herzog, dass ihr alter Nachbar nun einen neuen Nistplatz hat und zurückkehrt. Und auch Naturfreunde, die auf den Wegen nahe des Naturschutzgebietes Buriet spazieren gehen, können so weiterhin Gefallen finden an der kleinen Attraktion am Buechsee.
Claudia Eugster
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