Dominik Gemperli
über den aktuellen Stand des Gmünderhauses in Goldach
Der Sommer 2025 zeigte sich wettertechnisch von seiner launischen Seite – mit wechselhaften Bedingungen und viel Regen insbesondere im Juli. Man könnte meinen, dass dies auch Spuren im Weinberg hinterlässt. Doch zwei Weinbauern aus der Region widersprechen: Sie sprechen sogar von einem hervorragenden Jahrgang.
Region Die Weinlese im Kanton St.Gallen ist nahezu abgeschlossen, nur vereinzelte, späte Sorten hängen noch an den Reben. «Der erhoffte goldene Herbst blieb leider aus und stellte viele Winzerinnen und Winzer vor grosse Herausforderungen», sagt Simone Aberer, Fachstelle Weinbau, Kanton St.Gallen. «Dennoch lässt sich festhalten, dass sowohl die Erträge als auch die Qualitäten der weissen Sorten sehr erfreulich ausgefallen sind», so Aberer weiter. Die kühlen Septembernächte sorgten laut Aberer für eine ausgeprägte und feine Aromatik.
Bei den roten Sorten zeigt sich jedoch ein gemischtes Bild. «Besonders der Blauburgunder hatte erneut mit den Witterungsbedingungen zu kämpfen. Vor allem dichtbeerige Klone neigten zum Aufplatzen, was wiederum Insektenbefall begünstigte», weiss Aberer. Späte Sorten wie Merlot oder Cabernet-Typen seien mit dem Wetter besser zurecht gekommen, benötigen – wo noch nicht geerntet – jedoch noch einige sonnige Herbsttage, um ihr volles Reifepotenzial zu erreichen. Auch die Kirschessigfliege trat in diesem Jahr wieder etwas stärker auf, als in den Jahren zuvor. Trotz dieser Herausforderungen konnten im Kanton auch beim Blauburgunder erfreuliche Qualitäten mit schöner Reife erzielt werden. «Insgesamt dürfen wir uns auf einen spannenden und vielversprechenden Jahrgang freuen», so Aberer auf Anfrage.
Ähnlich sieht das Christian Herzog aus Thal.Er hat seine Weinernte vollständig abgeschlossen. Die letzten Merlot-Trauben hat er soeben abgelesen. Der Erntezeit vorangegangen ist ein langer Wachstumsprozess der Reben, der sich von April bis Ende Juli erstreckt. Anschliessend beginnt die Reifezeit, in der sich der Zuckergehalt in den Beeren erhöht – sie dauert etwa 30 bis 40 Tage bis zur Ernte. Beide Phasen sind entscheidend für die Qualität der Trauben.
Trotz des feuchten Sommers sind Herzogs Trauben in diesem Jahr «kerngesund». Ein Selbstläufer ist das aber nicht. «Im Rebberg muss Ordnung herrschen», betont er. Nur mit konsequenter Pflege lasse sich ein solch gutes Resultat erzielen. Die Arbeit sei zwar aufwendig, doch sie zahle sich aus.
Besonders tückisch sind natürliche Feinde wie echter und falscher Mehltau sowie Traubenfäulnis. «Wenn das Wetter über längere Zeit trocken bleibt, ist man schnell versucht, nachlässig zu werden. Doch sobald die Pflanzen einmal Schaden genommen haben, lässt sich das Rad nicht mehr zurückdrehen», warnt der erfahrene Weinbauer.
Eine Besonderheit auf dem Weingut Herzog ist in diesem Jahr die Rebsorte Sauvignac – eine Neuzüchtung aus Rheinriesling und Sauvignon Blanc. Ein besonders fruchtiges Aroma sei ihre typische Eigenschaft. Zusätzlich wird sie mit einer asiatischen Urrebe gekreuzt, die als «Resistenzpartner» gegen typische Rebkrankheiten dient.
Auch der Rheinriesling vom Thaler Weingut sei im St. Galler Weinbau einzigartig, ist Herzog überzeugt. Daneben zählt der Herzog-Malbec zu den Spezialitäten des Betriebs.
Seine Weine vertreibt Christian Herzog vorwiegend direkt an Privatkunden ab Weingut oder über den Shop sowie an ausgewählte Gastronomiebetriebe im Kanton St. Gallen, Appenzellerland sowie der Innerschweiz.
Für Roman Rutishauser vom Weingut am Steinig Tisch ist die Weinlese seit vergangenem Montag abgeschlossen – und mit dem Ergebnis zeigt auch er sich rundum zufrieden. «Ein toller Jahrgang für den Wein und eine Traumernte», schwärmt der Winzer. Die Trauben seien «exzellent, schön gereift» und von herausragender Qualität.
«Durchzogenes Wetter, wie wir es dieses Jahr zum Teil auch hatten, kann auch ganz gut sein für eine Spitzenqualität und gute Erntemengen. Es braucht nicht nur immer heiter Sonnenschein, wichtig ist auch beim Wetter eine gewisse Ausgewogenheit», weiss er aus Erfahrung.
Vor allem das warme, stabile Wetter von März bis Mitte Juli habe den Reben idealgetan. Selbst der Regen Ende Juli und anfangs August, der andernorts Sorgen bereitete, schadete seinen Trauben nicht. Im Gegenteil: «Die Böden waren zu diesem Zeitpunkt teilweise schon sehr trocken – da kam das Wasser von oben gerade recht», erklärt Rutishauser.
Denn: «Guter Wein entsteht im Weinberg. Man muss sich das ganze Jahr hindurch gut um die Reben kümmern – das zahlt sich am Ende aus.»
Nach der Ernte beginnt nun für Rutishauser die Arbeit im Weinkeller – ein Teil seiner Tätigkeit, den er besonders schätzt. Auf einer Fläche von 7,5 Hektaren betreibt er im St.Galler Rheintal ein mittelgrosses Weingut. Jährlich produziert er rund 30.000 bis 40.000 Liter Wein.
Seine edlen Tropfen verkauft er direkt über seinen Hofladen. Zudem sind sie auch in ausgewählten Dorfläden und Weinhandlungen in Heiden, St.Gallen und Zürich erhältlich.
Von Astrid Nakhostin
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