SANDUHRENTAKT Nr.21 von rfs

Von Büchern und Büroklammern

Goethe meinte einst: «Eine Büchersammlung ist der Gegenwert eines grossen Kapitals, das geräuschlos unberechenbare Zinsen spendet.» Jeder neuen Buchhandlung wünsche ich von Herzen, unterdurchschnittlich tiefe Fix-und Mietkosten, aber eine überdurchschnittliche hohe intrinsische Motivation, mit einem langanhaltenden Nischenglück und einer treuen Stammkundschaft. Soviel zum Ideal, das für Pessimisten schon wie eine Utopie klingt. Online-Buchhandel ist etwa so aufregend wie eine
Büroklammer. Aber leider sind die Büroklammern unaufhaltsam auf dem Vormarsch. Besonders schön, wenn neue Bücheroasen auftauchen, wo Büchersuche und Bücherkauf noch eine sinnliche Erfahrung ist.

rfs

Auf ein Neues

Weihnachten ist das Fest der Liebe, der Triebe und der Seitenhiebe.
Nach dem Stern von Bethlehem zwischen Friede, Freude und
Eierkuchen, lauert schon bald wieder hinter dem kitschigen
Tannenbaum, die Gewitterwolke der Zwietracht,
verziert mit Pleiten, Pech und Pannen.
Und nach den allseits beteuerten friedvollen Neujahrswünschen,
sind besonders auf der globalen Bühne wieder
die «schrecklichen Vier» auf Tournee:
Konflikte, Krisen, Kriege Katastrophen.
Brot und Spiele daraus besteht unser Weltgetriebe.
In dieser total total ver-rückten Welt bleibt uns nicht viel
anderes übrig als das Beste aus der (teilweise verschissenen)
Situation zu machen. Lieber akzeptieren als verdrängen.

Und zu guter Letzt:
Die Moral von der Geschicht',
trauen Sie den Moralisten nicht.
Und in diesem Zusammenhang noch
als «Zuckerl» eine altbewährte Rezeptur,
die schon bei Spätsteinzeitmenschen (auch die hatten ihr Kreuz zu tragen,
lange vor Jesus Christus) hoch im Kurs war:
Statt griesgrämig lamentieren,
lieber fröhlich kopulieren.

Raffaele Ferdinando Schacher, 9400 Rorschach