Die Chefin
Beatrice Mock vom Verein Schlofftheater in Rorschach
Die Ostschweizer Unternehmer Claudio Minder und Karl Müller erobern mit ihren Gesundheitsschuhen Bagdad. Mit der Eröffnung des ersten kybun Joya Shops im Irak entdecken sie ein Land, das von Konflikten und Hoffnung geprägt ist.
Roggwil/Bagdad Vom irakischen UN-Mitarbeiter für Minenräumung zum erfolgreichen Gesundheitsunternehmer im Herzen Bagdads: Wissam Allamy, 41, träumte schon lange von einem eigenen kybun Joya Shop in seiner Heimat Bagdad. Nachdem er 2015 eine Schweizerin heiratete, zog er in die Schweiz, wo sein Schwiegervater regelmässig kybun Schuhe trug und von deren gesundheitlichem Nutzen schwärmte. 2016 kaufte Wissam sein erstes Paar kybun Schuhe und war sofort begeistert vom einzigartigen Tragegefühl. Auf seinen Reisen in den Irak nahm er immer wieder kybun Schuhe mit und verschenkte sie in seinem Umfeld. Im Jahr 2020 begann Wissam dann ernsthaft darüber nachzudenken, die Marke kybun in den Irak zu bringen. Obwohl seine Frau zunächst skeptisch war, kam Anfang 2024 über Umwege der Kontakt zur Firma kybun Joya Retail AG zustande. Nach einem ersten Treffen am Hauptsitz in Roggwil (TG) nahm die Erfolgsgeschichte ihren Lauf.
Als Karl Müller und Claudio Minder zum ersten Mal in Bagdad landeten, waren ihre Gefühle gemischt. Doch die Stadt überraschte sie positiv. «Ich hatte mir Bagdad als eine stark vom Krieg gezeichnete Stadt vorgestellt», gesteht Karl Müller. «Als wir unsere Reise ankündigten, reagierte unser Umfeld überrascht; einige rieten uns ausdrücklich davon ab. Wussten sie, was uns dort erwarten würde?», fragt Claudio Minder. Stattdessen fanden die beiden eine moderne Stadt mit gut ausgebauter Infrastruktur, gepflegten Strassen und einem funktionierenden öffentlichen Verkehrssystem vor. Besonders beeindruckt waren sie von der herzlichen Gastfreundschaft und der spürbaren positiven Energie. Bagdad präsentiert sich als Stadt im Aufbruch, mit einer jungen, dynamischen Bevölkerung und viel Potenzial. Der Besuch in der Goldenen Moschee und das ungehinderte Bewegen durch die Stadt hinterlassen bei den beiden bleibende Eindrücke.
Ein Höhepunkt des Besuches war das Treffen mit Dr. Hassan Al-Tamimi, dem Direktor der Al-Mansour Medical City sowie anderen einflussreichen Persönlichkeiten. In den Gesprächen ging es um die Herausforderungen des irakischen Gesundheitswesens, das stark unter den Folgen des Krieges leidet. Karl Müller und Claudio Minder schlugen deshalb vor, das Pflegepersonal in irakischen Krankenhäusern mit kybun Joya Schuhen auszustatten – eine Idee, die auf grosse Zustimmung stiess. Doch nicht nur die Gespräche mit Offiziellen prägten den Besuch in Bagdad. Die beiden hörten viele inspirierende Geschichten von Menschen, die sich inmitten einer herausfordernden Umgebung durchgesetzt haben. Eine dieser Geschichten ist die von Alaa Adel, einer 33-jährigen Modedesignerin. In einer von patriarchalen Strukturen geprägten Gesellschaft verwirklichte sie ihren Traum und gründete ein Modehaus. Anfangs stiess sie auf Widerstände, doch mit Durchhaltevermögen und der Unterstützung ihrer Familie gelang es ihr, in einer von Männern dominierten Branche Fuss zu fassen. Heute ist Alaa eine Inspiration für viele Frauen, die ihre eigenen Träume verwirklichen möchten. Ihre Geschichte zeigt, dass Mut und Entschlossenheit auch unter schwierigsten Umständen den Weg zum Erfolg ebnen können. Solche Geschichten verdeutlichen, dass Bagdad nicht nur eine Stadt im Wandel, sondern auch eine Quelle voller Inspiration und ungenutztem Potenzial ist. Die Menschen, deren Geschichten Müller und Minder hörten, gewährten ihnen tief gehende Einblicke in eine Gesellschaft, die trotz aller Widrigkeiten von Hoffnung und Ehrgeiz geprägt ist.
Der arabische Markt hat sich als äussert fruchtbar für das Ostschweizer Schuhunternehmen erwiesen. In einer Region, die für ihre riesigen Einkaufszentren und harten Marmorböden bekannt ist, bieten die elastisch-federnden Schweizer Schuhe eine willkommene Erleichterung. Die traditionelle Kleidung der Araber harmoniert perfekt mit den komfortablen Schuhen von kybun Joya, wasmassgeblich zum Erfolg beitrug. In nur vier Jahren wurden 25 Shops eröffnet, und die Nachfrage wächst weiter. Der durchschnittliche Verkaufspreis der Schuhe liegt bei 400 US-Dollar, und die Expansion schreitet schnell voran. So sind noch in diesem Jahr drei weitere Shop-Eröffnungen im arabischen Raum geplant: Eine im Tourismusort Salalah (Oman), dann eine in Manama (Bahrain) und auch eine in Doha (Katar). Dazu sind weitere Shop-Eröffnungen in Europa und Asien angedacht, dies unter anderem in Luzern, Tokio, Karlsruhe, Ulm, Wien, Miami und Taiwan.
Die klassischen kybun Sandalen erfreuen sich besonders grosser Beliebtheit und werden aufgrund ihres «Swiss Made»-Labels als Statussymbole geschätzt. Die Kombination aus Schweizer Qualität und gesundheitlichem Nutzen hat massgeblich zum Erfolg beigetragen. Zahlreiche hochrangige Persönlichkeiten tragen die Ostschweizer Schuhe. Darunter König Salman bin Abdul Aziz al-Saud von Saudi-Arabien, Scheich Ahmed bin Mohammed bin Rashid al-Maktoum und Kronprinz Hamdan bin Muhammad al-Maktoum aus Dubai sowie der ehemalige Präsident der VAE, Scheich Khalifa bin Zayed al-Nahyan (inzwischen verstorben), und der Kronprinz von Abu Dhabi, Scheich Mohammed bin Zaid. Ihr Interesse an den Schuhen von kybun und Joya erhöht die Bekanntheit der Marke erheblich.
Die Eröffnung des kybun Joya Shops in Bagdad war ein voller Erfolg, und Wissam Allamys Familie half tatkräftig mit. Neugierige Kunden strömten in den Laden, denn internationale Marken sind in Bagdad noch selten. Mit einem überraschend hohen Durchschnittseinkommen ist Bagdad eine Stadt, die sich als teurer herausstellt, als Claudio Minder und Karl Müller es erwartet hätten. Die steigende Nachfrage nach kybun Joya stellt das Unternehmen nun vor die Herausforderung, die Produktionskapazitäten in Sennwald zu erweitern. «Jein», sagt Karl dazu. «Im Moment läuft es gut, aber bei anhaltendem Wachstum müssen wir nachjustieren!» Der Besuch in Bagdad hat nicht nur die Tür zu einem neuen Markt geöffnet, sondern auch die kybun-Vision bestärkt, weltweit präsent zu sein und Menschen durch die kybun-Produkte mehr Lebensqualität zu schenken. «Bagdad hat uns gezeigt, dass selbst in den schwierigsten Umgebungen Träume verwirklicht werden können – und genau diese Energie möchten wir mit kybun Joya in die Welt tragen», resümiert Karl Müller abschliessend.
pd/ce
Beim Vorstellungsgespräch einer 23-jährige Bewerberin, die bereits in den Niederlanden studiert hatte, erlebten wir eine ungewöhnliche Situation: Sie kam in Begleitung ihrer Mutter, einer erfahrenen Ingenieurin. Die Mutter woll-te sich persönlich ein Bild davon machen, wer wir sind und was wir tun, da ihre Tochter nun erste Berufserfahrung im Verkauf und in der Gesundheitsberatung sammeln wolle. Eine solche Situation hatten wir bisher noch nie erlebt.
pd
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