Marcel Baumgartner
hat per 1. Februar 2025 die Leitung des Swiss Regiomedia AG Standorts in St.Gallen…
Nekrolog Paul Rüdlinger-Krüsi, Heiden, geht als einer der letzten Berufsfotografen mit angeschlossenem Ladengeschäft in die Geschichte der Region Vorderland ein. Am 9. Januar ist er im Alter von fast 95 Jahren verstorben.
«Als 23-jähriger machte ich mich selbständig und übernahm 1953 an der Poststrasse in Heiden das bescheidene Geschäft von Fotograf Kellenberger. Nach einer Woche intensiver Arbeit hatte ich fast hundert Franken in der Ladenkasse, was mir weiteren Auftrieb verlieh», schreibt der Verstorbene in seinen Lebenserinnerungen.
Paul wuchs mit 13 weiteren Geschwistern am Höhenweg in Herisau auf. «Früh spannten mich meine Eltern ins Erwerbsleben ein. Kaum war ich des Gehens mächtig, hatte ich bei jedem Wetter fünfzig Appenzeller Zeitungen auszutragen», hält Paul auf seine frühe Kindheit Rückschau. Als 16-Jähriger begann er in St.Gallen eine Fotografenlehre. Im Anschluss folgten berufliche Saisonstellen in Grenchen, Herisau, Arosa und Zürich. Dann wagte er in Heiden den Schritt in die Selbständigkeit.
1955 schloss Paul Rüdlinger den Ehebund mit Friedel Krüsi. Gleichzeitig konnte das aufblühende Fotogeschäft in den Neubau der Apotheke Frey an der Poststrasse integriert werden. Dem Ehepaar wurden die beiden Söhne Andreas und Paul (Päuli) geschenkt, und 1960 erwarb die junge Familie im Rosental ein Eigenheim. Nebst der Berufsarbeit engagierte sich Paul in der Schulkommission, der Rechnungsprüfungskommission, der Feuerwehr sowie im Handwerker- und Gewerbeverein.
Sein grosses Fachwissen war zudem auch im Vorstand des Ostschweizer Fotogewerbeverbandes gefragt. Hier und im eigenen Unternehmen erlebte er die gewaltigen Veränderungen in der Fotobranche mit laufend neuen Herausforderungen, die den Kleinbetrieb stark belasteten. Deshalb entschloss sich das Ehepaar in der ersten Hälfte der 1980er Jahre für den Verkauf des Geschäfts an Familie Eisenring. Dazu Paul Rüdlinger: «Der Entschluss erwies sich als goldrichtig, und gerne arbeitete ich bei meinen Nachfolgern mit. Nicht mehr arbeiten zu müssen, sondern zu dürfen, führte zur nötig gewordenen Entlastung.»
2011 verstarb Gattin Friedel, und weitere schwere Schicksalsschläge waren 2019 der Tod von Päuli und 2022 von Andreas. Um so mehr freute er sich über Kontakte mit Enkelin Anja, den Urgrosskindern Lian und Lina, mit treuen Freunden und Bekannten. Und der montägliche Kaffeestamm im «Hirschen» war ihm heilig. «Ich hatte trotz Unerfreulichem ein schönes Leben», schreibt Paul. «Ich genoss die ganz kleinen Freuden und schätzte einfache Wiesenblumen mehr als langstielige Rosen. Grossen Dank verdienen meine Eltern, die mir eine wunderbare, von viel Liebe und wenig Strenge geprägte Erziehung angedeihen liessen. Ich weiss, dass zum Leben auch der Tod gehört, ich fürchte ihn nicht.» Gesundheitliche Störungen Ende 2024 führten zu einem kurzen Spitalaufenthalt und am 4. Januar zur Einweisung ins Haus Quisisana, wo er am 9. Januar seine Augen für immer schloss. Als liebenswerte, humorvolle und markante, zum Dorfbild gehörende Gewerblerpersönlichkeit bleibt Paul Rüdlinger unvergessen.
Von Peter Eggenberger.
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